Die Ausbildung von Psychologen ist fachlich und persönlich anspruchsvoll, verspricht aber gute Berufsaussichten

Immer häufiger laute die Diagnose Depression oder Angststörung, sagt Leonie Detterer-Scheel. Sie ist Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin und führt die Häufung der Diagnosen auf die Leistungsgesellschaft zurück, die auch Kindern immer mehr abverlangt. „Ich versuche dann mit verhaltenstherapeutischen Methoden anzusetzen“, sagt die 36-Jährige, die seit zwei Jahren mit einem Kollegen eine Praxisgemeinschaft in Hamburg-Harburg führt. „Dazu gehören neben dem therapeutischen Gespräch etwa Rollenspiele, Entspannungs- und Imaginationsverfahren oder kreatives Gestalten.“

Auf eine 100-prozentige Heilungsquote zu hoffen sei utopisch. „Ich habe früh gelernt, dass ich nicht alles erreichen kann, sich aber über Zuwendung und aktives Zuhören sehr viel bewirken lässt – besonders wenn dies im sozialen Umfeld der Patienten fehlt“, sagt die Therapeutin.

Um als Psychotherapeutin zu arbeiten hat Detterer-Scheel ihr Psychologie-Studium um eine fünfjährige Ausbildung ergänzt. „Einem Psychologen mit Weiterbildung zum psychologischen oder Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten stehen eindeutig mehr Türen offen“, sagt sie. „Zum Beispiel eine leitende Position in einer Klinik oder die Selbstständigkeit.“

Psychologiestudent zu werden ist nicht das Einfachste: Im Wintersemester 2012/13 brauchte man einen NC von 1,4 (oder zehn Wartesemester), um das Bachelorstudium an der Uni Hamburg beginnen zu können. Wer einen Platz erhält. beschäftigt sich dann mit dem „Erleben und Verhalten von Menschen in systematischer und wissenschaftlicher Weise“, erklärt Kirsten Hötting aus dem Fachbereich Psychologie der Uni. Die Studenten gehen Fragen nach wie etwa: Wie funktionieren Wahrnehmung und Denken von Menschen, wie ihre Motivation? Was beeinflusst Emotionen, was das Sozialverhalten? „All das betrachten wir in Bezug auf einen gesunden Menschen und schauen im zweiten Schritt, worin sich Menschen davon unterscheiden, wenn sie erkranken“, sagt Hötting.

Sind die Grundlagen gelegt, wird das Gelernte in drei Anwendungsfächern vertieft: Klinische Psychologie beschäftigt sich mit dem Entstehen psychischer Störungen und psychotherapeutischen Behandlungsmethoden, Pädagogische Psychologie behandelt das Themenfeld Lehren und Lernen, und Arbeits- und Organisationspsychologie befasst sich mit der Betrachtung von Menschen in Unternehmen.

Mitbringen für diesen anspruchsvollen Studiengang sollten Interessierte außer einer grundsätzlichen Neugier für den Menschen an sich und englischer Sprachkompetenz – wegen englischer Fachliteratur – „ein Interesse an Naturwissenschaften und Mathematik“, sagt Dozentin Hötting

Ein Großteil der Bachelor-Absolventen setzt sein Studium mit dem viersemestrigen Master in Psychologie fort. Denn ein Bachelor allein reiche kaum für eine seriöse Berufsausübung als Psychologe, gerade im klinischen Umfeld, sagt Frank Baumgärtel vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen Hamburg. Die Berufsaussichten beurteilt er sehr positiv. „Das hat seine Ursache in einer immer komplexer werdenden Umwelt, der immer mehr Menschen nicht gewachsen sind. So nimmt der Bedarf an spezifischer psychologischer Betreuung zu.“

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