Ein Kommentar von Maren Lehky

Beim Thema Führung sollte es sein wie in einer guten Ehe, man hält in guten wie in schlechten Zeiten zusammen: Durchlebt einer eine Krise, duckt sich der andere nicht weg, sondern steht stärkend zur Seite. Bei Führungskräften erleben wir in Krisenzeiten im Zusammenspiel mit anvertrauten Mitarbeitern manchmal etwas anderes. So passierte es kürzlich bei einem Unternehmen, dass ein Gruppenleiter auf seinem Telefonhörer eine kleine Notiz vom Chef vorfand: „Bitte mal im Personalbereich melden“. Der Manager dort erwartete ihn offenbar und sagte in lockerer Offenheit, „Ach ja, Sie wollten die Höhe Ihrer Abfindung wissen, setzen Sie sich“. Dem Betroffenen zog es den Boden unter den Füßen weg. Er wusste nicht, dass man sich von ihm trennen wollte, geschweige denn, warum.

In einem anderen Fall ging es um eine betriebsbedingte Versetzung aus dem Team heraus an einen anderen Standort. Der Chef saß das Thema einfach aus, ließ den nächsthöheren Vorgesetzten mit dem Personalbereich zusammen diese Nachricht überbringen. Als der Mitarbeiter ihn hinterher konfrontierte, sagte er nur schulterzuckend: „Tja, was sollte ich machen? Ich hab das nicht so entschieden.“

Es mag altmodisch erscheinen, aber: Ich finde, mit Freunden macht man nicht per SMS Schluss. Und der Chef schiebt unangenehme Gespräche nicht aufs Personalressort. Jemanden in schlechten Zeiten im Regen stehen zu lassen ist kein guter Stil und schädlich für die Loyalität des restlichen Teams. Wer so behandelt wird, erzählt es anderen, und jeder zieht seine Schlüsse daraus. Kollegen fragen sich, wie der Chef sie eines Tages behandeln wird, wenn es mal kritisch wird. Die unangenehmen Dinge anderen zu überlassen zeugt von Feigheit, sich mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen. Von Chefs muss man jedoch erwarten können, dass sie auch dies angemessen managen können. So ist es wichtig, das erste Gespräch über die Trennung selbst und unter vier Augen zu führen, die Begründung zu liefern und Fragen zum Warum zu beantworten. Für die dann folgenden Formalien ist die Personalabteilung da.

Maren Lehky ist Unternehmensberaterin und Autorin. Im Internet unter www.lehky-consulting.de