Expertin gibt Entwarnung: Nach der Regelstudienzeit ist nicht in jedem Fall Schluss. Auslandssemester und Fachwechsel verlängern den Kredit

Die Zeit ist knapp bemessen: Nach sechs Semestern ist meist Schluss - entsprechend der jeweiligen Regelstudienzeit. Wer dann mit seinem Studium noch nicht durch ist, hat finanziell gesehen schlechte Karten. So wie Politikstudentin Karen Weber (Name auf Wunsch geändert), die kurz vor dem Beginn des Sommersemesters bei der KfW Förderbank der Deutschen Wirtschaft einen Termin wegen eines Studentenkredits hat. "Ich bin im 6. Semester, und nun läuft mein BAföG aus", schildert sie ihr Problem. Da die 22-Jährige aber noch ein Auslandssemester in Südafrika plant - "um meinen Horizont zu erweitern, und zudem wird Auslandserfahrung von potenziellen Arbeitgebern gern gesehen" - und die Bachelorarbeit noch geschrieben werden will, dürfte ihre Studiendauer wohl von drei auf vier Jahre klettern. Das ergibt eine Finanzierungslücke von zwei Semestern.

"Die kann sie unter Umständen auch mit BAföG decken", sagt Elisabeth Diederich, stellvertretende Leiterin der Studienfinanzierung im Studierendenwerk Hamburg. "Studierende haben zum einen die Möglichkeit beim Amt für Auslandsförderung eine Unterstützung für ihr Auslandssemester zu beantragen", erklärt sie. "Zum anderen gibt es die Studienabschlusshilfe, wenn das Studienende absehbar ist."

Für dieses Bankdarlehen qualifizieren sich Studenten, wenn sie die Förderungshöchstdauer um maximal vier Semester überschritten haben, aber absehbar ist, dass ein Studienabschluss innerhalb von weiteren zwölf Monaten realistisch ist.

Studenten, die keine Möglichkeit haben, sich anders zu finanzieren, können sich zudem um ein Darlehen aus der Darlehenskasse des Studierendenwerks bemühen, oder sie bewerben sich um die Studien-Abschluss-Hilfe der "E. W. Kuhlmann-Stiftung" mit der das Studierendenwerk zusammenarbeitet. Bis zu 2000 Euro als zinsloses Darlehen über fünf Jahre Laufzeit können sie erhalten, wenn das Studium innerhalb von sechs Monaten abgeschlossen werden kann und ein direkter Berufseinstieg geplant ist.

Es gibt also noch einige Möglichkeiten über das klassische BAföG hinaus, und Diederich rät eindringlich, sich darüber im Beratungszentrum Studienfinanzierung (BeSt) an der Grindelallee 9 zu informieren. "Es sind viel zu viele Gerüchte und Fehlinformationen im Umlauf", sagt sie. So ist auch die BAföG-Höchstförderungsdauer nicht in Stein gemeißelt. Es gibt Ausnahmen: "Wenn sich das Studium aus schwerwiegenden Gründen verzögert, kann eine Verlängerung der Förderung beantragt werden." Gründe wären zum Beispiel eine ärztlich attestierte Erkrankung oder Behinderung, eine Schwangerschaft oder auch die Mitarbeit in einem hochschulbezogenen Gremium wie dem AStA, erläutert die Fachfrau. Auch bei einem geplanten Studienfachwechsel sollten sich Studenten frühzeitig informieren. Der ist zwar innerhalb der ersten drei Semester möglich, wenn ein sogenannter Eignungsmangel oder Neigungswandel vorliegt, "aber man muss handeln, sobald die Entscheidung steht", sagt Diederich.

"Wer im Zuge seiner Neuplanung feststellt, dass die Bewerbungsfristen gerade verstrichen sind, im alten Studiengang immatrikuliert bleibt und daraufhin für den Rest des Semesters jobbt, der verwirkt eventuell damit seinen Anspruch."

Ein BAföG-Aus wegen schlechter Noten hingegen drohe nur selten. Allerdings wird nach dem 4. Semester überprüft, ob die bisher erbrachten Studienleistungen dem "üblichen Leistungsstand" entsprechen. Ist der durchschnittliche Credit-Point-Stand erreicht, ist alles o. k. "BAföG ist ja gerade kein Leistungsgesetz, es werden keine herausragenden Ergebnisse erwartet."

Über das BeST hinaus gibt es für Notfälle einen weiteren Ansprechpartner innerhalb des Studierendenwerks: das Beratungszentrum Soziales & Internationales (BeSI). Dort wird über den Notfonds des Studierendenwerks entschieden. Studenten in besonderen Krisen- oder Konfliktsituationen können dort ein zinsloses Darlehen beantragen.

Sind die BAföG-Töpfe endgültig verschlossen, bietet die KfW mit dem Bildungs- oder Studentenkredit aber dennoch weitere Finanzierungsoptionen. Beide Kredite werden einkommens- und elternunabhängig gewährt, es sind keine Sicherheiten erforderlich. Während der Bildungskredit vom Zinssatz her günstiger ist, punktet der Studentenkredit mit mehr Flexibilität und einer höheren Kreditsumme.

"Die monatlichen Raten sind zwischen 100 und 650 Euro individuell festzulegen und können bis zu 14 Semestern oder einem Betrag von 54.600 Euro bezogen werden" sagt Sybille Bauernfeind von der KfW Bankengruppe. "Beim Bildungskredit sind die Raten festgelegt und betragen 100, 200 oder 300 Euro bei einer Laufdauer von maximal 24 Monaten bzw. einer Höchstkreditsumme von 7200 Euro." So werde der Bildungskredit auch eher als Abschlussförderung und oft zusätzlich zum BAföG beantragt. Eine Option, die auch Politikstudentin Weber in Betracht zieht - "zum Beispiel für den Fall, dass aus dem einen Auslandssemester zwei werden".