Top im Job: Wie stark Glaubenssätze jeden Einzelnen beeinflussen, erklärt Coach Pamela Bensien

"Das schaffe ich sowieso nicht!" Oder: "Da kann ich mich doch eh nicht durchsetzen!" Wer so etwas immer wieder denkt, hängt offenbar einem "negativen Glaubensatz" an.

"Grundsätzlich haben wir alle viele Glaubenssätze", sagt Business-Coach Pamela Bensien. "Das sind unsere gesammelten Meinungen und Überzeugungen über alles - uns selbst, die Arbeit, Beziehungen." Es gibt positive Glaubenssätze, die einen unterstützen und stärken ("Das habe ich noch immer hingekriegt"), und es gibt negative, die eine einschränkende oder gar blockierende Wirkung haben, sagt Bensien.

Sätze wie "Das können andere viel besser" gehören eindeutig zu denen, die Berufstätige daran hintern, erfolgreicher zu sein: "Oft kommen Fähigkeiten und Talente, die jemand hat, nicht zur Geltung, weil seine Überzeugung, nicht gut genug zu sein, sie daran hindert", sagt die psychologische Beraterin.

Bensien erklärt die Funktion von Glaubenssätzen so: "Wenn wir etwas gelernt haben, denken wir nicht mehr darüber nach, wie man es macht, zum Beispiel das Autofahren." Mit Glaubenssätzen sei es ähnlich: "Wenn man sie sich nicht bewusst macht, erfordern sie eigentlich keine Aufmerksamkeit, die gedanklichen Muster laufen automatisch ab." Also hinterfragt der Mitarbeiter auch nicht mehr, ob seine Überzeugung "Das Projekt ist zu groß für mich" überhaupt zutrifft.

Glaubenssätze lernt man oft schon von den Eltern, viele beziehen sich auf das Selbstbild und das Selbstvertrauen. "Die eigene Lebenserfahrung ergänzt sie, und gesellschaftliche Prägung tut ihr Übriges. So verfestigen sie sich", sagt Bensien.

Glaubenssätze beeinflussen, wie man an Aufgaben herangeht - und sie bewahrheiten sich. "Die meisten Leute kennen das Konzept der selbsterfüllenden Prophezeiung: Das, was man erwartet, passiert auch", erklärt die Beraterin. Dementsprechend finden Glaubenssätze immer wieder neue Nahrung, weil derjenige, der sie hegt, immer wieder bestätigt wird - im Positiven wie im Negativen.

"Das Wichtigste ist, sich seiner negativen Glaubenssätze bewusst zu werden", sagt Bensien. "Was ich nicht bewusst wahrnehme, kann ich nicht verändern." Man erkenne sie vor allem in immer wiederkehrenden Themen oder Problemen. "Wenn etwa Aufgaben wiederholt nicht abgeschlossen werden oder wenn man sich in Diskussionen immer wieder nicht durchsetzen kann."

Wer negative Glaubenssätze bei sich erkannt hat, müsse im zweiten Schritt infrage stellen, "ob das, was ich als Wahrheit akzeptiert habe, überhaupt noch stimmt und ob es mir irgendwie nützlich ist, das zu denken", sagt Pamela Bensien. Bei Sätzen wie "Das schaffe ich ja doch nicht", liegt auf der Hand: Hilfreich sind sie nicht. "Also muss ich mir Alternativen suchen", sagt die Beraterin. Zum Beispiel, "Das schaffe ich." Bensien: "Und dann überlege ich, welche Beweise ich für diese andere Sichtweise finden kann."

Wer sich wirklich ernsthaft damit auseinandersetzt, wird Belege dafür finden, dass er Aufgaben zu aller Zufriedenheit gelöst hat - wenn ihm denn die nötigen fachlichen und zeitlichen Ressourcen dafür zur Verfügung standen. "Wenn ich eine solche Beweisführung aufstelle, verliert der alte Glaubenssatz seine Bedeutung." Natürlich muss man das ganz praktisch üben, immer dann, wenn der alte Glaubenssatz sich im Denken und Fühlen wieder breit macht. Das dauert seine Zeit: "Alte Muster durchbricht man nicht schell und unkompliziert", sagt Pamela Bensien. "Aber eine neue Sprache lernt man auch nicht in zwei Wochen."