Bekleidungstechniker kennen sich aus mit der Produktion von Mode und Gebrauchstextilien. Das Studium ist vielseitig und schwierig

Spaß am Multitasking ist nicht die schlechteste Voraussetzung für eine Karriere als Bekleidungsingenieur. Schon der breit aufgestellte Studiengang "Bekleidung - Technik und Management" an der HAW Hamburg verlangt den Studenten einiges ab. "Es ist tatsächlich manchmal ein Spagat, wenn man von Elektrotechnik zu Modetrends springt, als nächstes Logistik-Strukturen untersucht, um dann eine textilchemische Analysen durchzuführen und sich damit zu beschäftigen, wie Fasern veredelt werden können", spannt Studentin Sabrina von Alm den Bogen über ihre Studieninhalte.

Doch gerade mit dieser Vielfalt bilde der Studiengang die komplexe und facettenreiche Textilwirtschaft praxisnah ab, sagt die Leiterin des Studiengangs, Professorin Elke Linnemann. "Diese Branche umfasst nun mal ein Spektrum, das von Materialkunde und Schnittkonstruktion über Fertigungstechnik bis zu BWL und Arbeitswissenschaften reicht." Für Sabrina von Alm macht der interdisziplinäre Ansatz zudem den Reiz des Studiums aus. "Ich mag Abwechslung und auch dass mich das Studium in Themenbereiche führt, mit denen ich mich sonst vielleicht nicht beschäftigt hätte", sagt die 24-Jährige.

Allerdings sei der naturwissenschaftliche Anteil im Studium nicht zu unterschätzen. Schließlich ist es ein Ingenieurstudiengang. "Es hilft, wenn man ein gesundes Verständnis für Mathematik mitbringt, sich zum Beispiel mit Integral- und Differenzialrechnung auskennt, weiß, wie man eine Formel liest, und den Dreisatz beherrscht."

Ihren Freunden zu erklären was genau sie studiere, sei hingegen manchmal nicht ganz einfach, sagt von Alm. "Viele denken, wir studieren eine Art Modedesign. Das ist es gerade nicht", betont sie. "Wir setzen nach dem Design an und beschäftigen uns mit der Umsetzung." Aktuell beschäftigt sich von Alm mit dem Thema Qualität. Sie ist im fünften und damit im Praxissemester. "Ich mache mein Praktikum bei Tchibo in der Qualitätsentwicklung. Das ist auch ein Bereich, den ich mir beruflich gut vorstellen könnte." Alternativ käme für sie ein Masterstudium infrage.

Das ist in der Textilwirtschaft kein Muss, sagt Professorin Linnemann. "Viele gehen erst mal in die Praxis und ergänzen später einen passenden Master, wenn es die Karriere erfordert." Der Berufseinstieg sei relativ unproblematisch, betont sie, "weil der Studiengang vielfältige Einstiegsmöglichkeiten bietet". Tätigkeitsfelder sind beispielsweise die Produktentwicklung, der Einkauf, aber auch Vertrieb oder Marketing. Potenzielle Arbeitgeber fänden sich nicht nur in der klassischen Textilwirtschaft, sondern auch beispielsweise in der Produktion textiler Teile für die Automobilindustrie.

"Oder denken Sie an den wachsenden Markt technischer und medizinischer Textilien", sagt Linnemann Als besonders vielversprechende Adressen nennt die Professorin darüber hinaus Prüfinstitute wie Hermes Hansecontrol oder Bureau Veritas "und in Hamburg natürlich Unternehmen wie Tchibo, Tom Tailor oder die Otto Group".

Sandra Widmaier, Direktorin Konzern Personal der Otto Group, bestätigt das Interesse an Bewerbungen seitens der HAW-Studenten sowohl für Praktikums- und Werkstudentenplätze als auch für den Berufseinstieg. "Insbesondere im Qualitätsmanagement lassen sich sicherlich spannende Anknüpfungspunkte finden."

Wer die akademische Leiter doch gleich einen Schritt weiter klettern möchte, findet im Master-Studiengang "Multichannel Trade Management in Textile Business" die passende Ergänzung zum Bachelor in Bekleidungstechnik. Diesen Studiengang hat die Otto Group in Zusammenarbeit mit der HAW Hamburg entwickelt: "Der Mix aus betriebswirtschaftlichen Inhalten und der Spezialisierung auf Mode und Trends legt den Einstieg als Einkäufer oder Einkäuferin nahe", sagt Widmaier. Die Erfahrung habe aber gezeigt, dass die Absolventen auch für Positionen im Marketing oder im Produktmanagement sehr gut qualifiziert seien.

Der dreisemestrige Masterstudiengang mit Abschluss MBA "verknüpft kreative, textiltechnische und wirtschaftliche Lerninhalte mit internationalen Managementkompetenzen", sagt Studiengangleiter Professor Oliver Klante.

Dieses spezielle interdisziplinäre Wissen sei nötig, um den Anforderungen des globalen Textilhandels gerecht zu werden - zum Beispiel vor dem Hintergrund wirtschaftlicher zugleich aber nachhaltiger Produktion. "Dazu kommen Entwicklungen wie beispielsweise steigende Ansprüche seitens der Kunden hinsichtlich individualisierter Textilien. Auch dafür entwickeln unsere Studenten intelligente Lösungsansätze und sind somit optimal vorbereitet auf die sich rasant ändernden Marktanforderungen", ist Studiengangsleiter Klante überzeugt.