Top im Job: Wer sich beruflich verändern will, sollte proaktiv werden, rät Coach Susanne Sehrt

"Warum wollen Sie auf einen freien Job warten?", fragt Business-Coach Susanne Sehrt. "Das ist heute viel zu passiv. Werden Sie lieber proaktiv." Die Karriere-Expertin rät sowohl Arbeitslosen als auch denjenigen, die aus einer festen Anstellung heraus einen neuen Job suchen, zur "intelligenten Initiativbewerbung".

Intelligent ist eine Bewerbung, wenn sie die Balance hält, sagt Susanne Sehrt. Auffällig soll sie sein, aber nicht aufdringlich. "Die Bewerbung nervt den Empfänger, wenn es um reine Selbstdarstellung geht und wenn sie sich aus Standardsätzen zusammensetzt", sagt sie. Stattdessen müsse der Verfasser erklären, welchen Nutzen er genau diesem Unternehmen bringen kann. Das sei positives Auffallen. Aus diesem Grund rät Sehrt auch dringend von Bewerbungen in Serie ab: zu einheitlich, es fehlt die individuelle Ausrichtung auf die jeweilige Firma und ihre Kultur.

"Der Empfänger muss merken, dass sich der Bewerber mit den Werten des Unternehmens, mit dessen Mission und Vision beschäftigt hat", sagt Sehrt. Nachzulesen sind die Details in der Regel auf der Internetseite, "Mission Statement" oder "Leitlinien" heißt das da. "Als Bewerber sollte ich im Anschreiben darauf eingehen, etwa indem ich erkläre, was mich an den Werten besonders beeindruckt oder anzieht."

Selbst wenn das Unternehmen gerade keine offene Stelle hat: "Gute Bewerbungen werden aufgehoben", sagt Susanne Sehrt. "Wenn sich dann nach ein paar Monaten eine Vakanz ergibt, greifen Personalverantwortliche gern darauf zurück." Um alle Verantwortlichen gleichermaßen zu erreichen, rät sie dazu, stets beiden - der Personalabteilung und der Fachabteilung - die Bewerbung zuzuschicken.

Solch lange Vorbereitungszeit können sich natürlich nur diejenigen leisten, die noch nicht dringend nach einer neuen Stelle suchen. Susanne Sehrt rät allen Bewerbern, aber besonders denjenigen, die es eilig haben, zur "Mehrkanal-Suche". "Neben der Initiativbewerbung gehört selbstverständlich die Recherche in allen gängigen Print- und Online-Stellenmärkten, inklusive fachspezifischer Portale, dazu", sagt sie.

Nicht vergessen sollten Jobsucher den Blick auf die Angebote der Agentur für Arbeit. "Viele unterschätzen die Arbeitsagentur", sagt Susanne Sehrt. "Dabei hat die ZAV, also die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung, sogar für Führungskräfte immer eine Reihe interessanter Angebote." Auch Freunde sollten angesprochen und gebeten werden, Augen und Ohren offen zu halten, empfiehlt die Expertin. "Je mehr Kanäle ich bestreite, umso aussichtsreicher wird meine Jobsuche."

Wichtig findet Bewerbungsberaterin Susanne Sehrt Kreativität. "Wenn ich in meiner bisherigen Branche keine Aussichten mehr habe, dann muss ich mir überlegen, wo ich sonst noch hinpasse", sagt sie. Wer zum Beispiel als medizinisch-technische Assistentin keine Anstellung findet, könnte auch als Pharmareferentin Aussichten haben - vorausgesetzt, die kommunikativen Fähigkeiten sind vorhanden.

Übrigens müssen auch Initiativbewerbungen immer an den richtigen Ansprechpartner adressiert sein: den Ranghöchsten in der Fachabteilung und den verantwortlichen Referenten - alternativ den Leiter - im Personalressort. "Wer den Namen nicht kennt, ruft im Unternehmen an", sagt Susanne Sehrt. Davon, einen Mitarbeiter in der Zentrale "auszuhorchen", hält sie aber nichts. "Sagen Sie ganz ehrlich, dass Sie den richtigen Ansprechpartner für Ihre Bewerbung suchen", rät sie. "In aller Regel wird in der Zentrale freundlich reagiert, und man hilft Ihnen."