Firmen googeln die Kandidaten für freie Jobs. Experten raten deshalb, das eigene Online-Image bewusst zu beeinflussen

Im Internet unauffällig bleiben: Das erschien vielen Arbeitnehmern bis vor Kurzem erstrebenswert. Doch das Bild hat sich gewandelt, sagt Kommunikationsberater und Social-Media-Experte Klaus Eck. Er rät sogar ausdrücklich dazu, sich im Netz zu engagieren und an seinem Ruf zu feilen. "Wenn man kein Unbekannter für den künftigen Arbeitgeber sein will."

Ähnlich sieht das Michael Heidelberger. Personalreferenten großer Unternehmen suchten heute im Internet systematisch nach Angaben über einen Bewerber, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, sagt der Vorstand des Fachverbands Personalberatung beim Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU). Im Normalfall überprüfen sie die ersten zwei Seiten, die Suchmaschinen bei der Eingabe eines Namens ausspucken.

"Die ersten Google-Treffer prägen das Bild von einer Person maßgeblich", sagt Kommunikationsberater Eck. Diese Suchergebnisse sollten einen möglichst positiven Eindruck vermitteln. Zu Beginn sollte man sich erst einmal selbst googeln, rät der Social-Media-Manager und Blogger Jochen Mai. Mit dem Gratis-Benachrichtigungsdienst Google Alert kann man sich außerdem benachrichtigen lassen, wann immer der eigene Name im Netz auftaucht. "Gefällt einem nicht, was man da findet, muss man aktiv werden", sagt er. Der beste Weg sei, selbst Inhalte ins Netz zu stellen, die den gewünschten Eindruck erzeugen. Dabei helfen Profile bei sozialen Netzwerken. Für den Job sei in Deutschland Xing verbreitet. LinkedIn empfehle sich vor allem, wenn man international tätig ist, sagt Mai. Zum Twittern oder Bloggen rät er besonders Angestellten in der Kommunikationsbranche. "Man sollte auf jeden Fall überall seinen Namen angeben und die verschiedenen Profile untereinander verlinken", empfiehlt Mai.

Kommunikationsberater Klaus Eck rät zudem zu einer eigenen Internetseite. Wer den Aufwand scheut oder nicht das technische Know-how dazu hat, kann auf Portalen wie www.about.me eine Art digitale Visitenkarte erstellen und seine verschiedenen Profile von sozialen Netzwerken zusammenführen. "So eine 'ewige Bewerbung' ist generell sinnvoll", sagt Eck.

Damit sich die Mühen im Netz lohnen, ist es wichtig, eindeutig identifizierbar zu sein. Das ist vor allem für Menschen schwer, die einen gängigen Nachnamen haben. "Eine Möglichkeit ist, seinen Zweitnamen als Initial mit anzugeben", erklärt Eck. Wer keinen hat, dem kann auch Wohnort oder Branche als Zusatz helfen, um Verwechslungen auszuschließen.

Personaler achten außer dem positiven Gesamteindruck besonders darauf, ob sich die Angaben im Lebenslauf mit denen im Internet decken, sagt Unternehmensberater Michael Heidelberger. "Man sollte unbedingt vermeiden, dass an dieser Stelle Ungereimtheiten auftreten."

Karriere-Killer können aber auch unbedachte Äußerungen im Netz sein. Er habe unlängst selbst einen Bewerber gehabt, der im Grunde gut zur ausgeschriebenen Stelle gepasst hätte, berichtet Heidelberger. "Auf einem seiner sozialen Profile hat er aber geäußert, dass er derzeit überhaupt keine Lust auf Arbeit hat." Damit war der Mann natürlich aus dem Rennen.

Punkte sammeln kann dagegen jemand, der in Blogs oder Fachforen mit kompetenten Beiträgen auftritt und gegebenenfalls zur eigenen Seite verlinkt. "Wenn man wenig Zeit hat, muss man gar kein eigenes Blog betreiben", sagt Kommunikationsberater Eck. "Oft reicht es schon, Kommentare auf anderen Blogs zu verfassen, die gelesen und verlinkt werden." Spuren hinterlassen und Engagement zeigen - das trage dazu bei, sich eine Reputation im Netz aufzubauen.

Auch Facebook-Profile tauchten in Suchmaschinen meist weit oben auf. Deshalb sollte man dort private und öffentliche Inhalte unbedingt sauber trennen. Klaus Eck empfiehlt bestimmten Berufsgruppen sogar, Facebook eigentlich gar nicht mehr für private Zwecke zu nutzen: "Menschen, die in der Kommunikationsbranche unterwegs sind oder in der Öffentlichkeit stehen, sollten Facebook ausschließlich als Reputationstool nutzen", findet er. Dann könne man zwar Persönliches zur Selbstinszenierung preisgeben, aber eben nichts Privates.

Doch was tun, wenn man etwas geschrieben hat und es später bereut? Oder wenn etwas Negatives über einen selbst auf den Profilen anderer auftaucht? Möglichst viele Inhalte produzieren, heißt der Tipp von Klaus Eck: "Die aktuelleren Sachen verdrängen dann ältere Einträge." Vom Versuch, unliebsame Inhalte löschen zu lassen, hält er wenig. Man laufe Gefahr, nur noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen.

Drei Stunden Arbeit wöchentlich für den Aufbau der Netz-Reputation können sich bezahlt machen, meint Mai. "Wenn im Bewerbungsprozess nur noch ein paar heiße Kandidaten im Rennen sind, kann unter Umständen der Online-Auftritt das Zünglein an der Waage sein."