Top im Job: Was Personalentscheider von jungen Kandidaten erwarten, erklärt Claus Zimmermann

Die besten Ausbildungsplätze für dieses Jahr sind schon alle weg? "Stimmt nicht", sagt Coach und Karriereberater Claus Zimmermann. "Ich habe in den vergangenen Wochen mit vielen Unternehmen gesprochen. Die Möglichkeiten, im Herbst einen interessanten Job anzufangen, sind immer noch da. Sogar ein duales Studium ist machbar." Vorausgesetzt, die Jugendlichen geben sich beim Bewerben Mühe.

Denn Rücksicht auf ihre Unerfahrenheit sollten sie von Unternehmen nicht erwarten. "Bewerbungen für Ausbildungsplätze müssen heute genauso professionell aussehen, wie die Unterlagen erfahrener Bewerber", sagt Zimmermann. Die losen Blätter einfach in eine Klarsichthülle zu stecken, kommt also nicht infrage. "Tatsächlich wird das aber noch häufig gemacht", sagt der Coach, der sich unter anderem auf Beratung Jugendlicher beim Berufseinstieg spezialisiert hat. "Zu ihnen sage ich: Die Bewerbungsmappe sollte wie die Speisekarte in einem guten Restaurant sein. Schon beim ersten Anblick muss man Lust auf mehr bekommen."

Einer der Kardinalfehler: am Foto zu sparen. "Schnappschüsse und selbst das Standard-Passfoto reichen heute nicht mehr aus", sagt Zimmermann. Besser, man investiert 50 bis 70 Euro für ein professionelles Shooting. Schließlich fällt der erste Blick des Personalentscheiders in der Regel auf das Bild. "Gut ist ein Fotograf, der fragt, für welchen Beruf sich der Jugendliche bewirbt", sagt der Coach. Dementsprechend seriös oder locker darf dann das Foto ausfallen. "Pulli ist meistens o. k., wenn man Hemd oder Bluse darunter trägt. Wer aber so etwas wie Bank- oder Schifffahrtskaufmann werden will, sollte schon fürs Foto ein Sakko oder einen Blazer tragen." Mädchen empfiehlt er, auf zu starkes Make-up und übertriebenen Schmuck zu verzichten.

Alles Aufhübschen hilft ohnehin nichts, wenn man sich nicht die passende Branche ausgesucht hat. "Was macht mir Spaß, und was kann ich beruflich daraus machen?" sollte leitende Frage sein. Hier unterstützen am besten die Eltern: "Jugendliche können oft gar nicht benennen, welche außerschulischen Kompetenzen sie besitzen."

Dann wird im Lebenslauf nur geschrieben: "Zehn Jahre im Fußballverein." Aber das kann man besser sagen, findet der Coach. Zum Beispiel so: "Teilnahme an Hamburger Meisterschaften und an internationalen Turnieren, vier Jahre aktiv als Jugendtrainer der U12. Ich habe gelernt, mit meiner Mannschaft zu gewinnen aber auch zu verlieren." Jeder Personalentscheider erkenne so in dem Bewerber sofort das, wonach er am intensivsten sucht: Teamfähigkeit und soziale Kompetenz.

Im Anschreiben neigen Jugendliche dazu, sich allzu sehr anzupreisen. Sie versuchen, mit möglichst viel wohlformuliertem Text zu brillieren. "Darum geht es aber nicht", sagt Zimmermann. "Man muss beschreiben, welche Fähigkeiten und Kenntnisse man hat, und das Ganze auf das jeweilige Unternehmen zuschneiden." Etwa, indem der Schreiber hervorhebt, dass er sich über den gewählten Beruf gut informiert hat, und warum er ihn ergreifen will. Wenn dann noch die Stärken, die im Lebenslauf dargestellt sind - zum Beispiel, ein Mannschaftstyp zu sein -, sich im Anschreiben wiederfinden ("Ich engagiere mich gern für ein Team"), kann der Jugendliche punkten.

Davor, Bewerbungen per Gießkanne zu verteilen, warnt Claus Zimmermann. "Ich sollte mich auf zwei bis drei Ausbildungsberufe konzentrieren und immer daran denken, dass ich dem Unternehmen vermitteln will, mich sehr bewusst für genau diesen Beruf und diesen Arbeitgeber entschieden zu haben."