Top im Job: Welche Tipps Unternehmensberater Andreas Zimmermann Vorgesetzten gibt

"Aufgrund des Fachkräftemangels wird es bald so weit sein, dass 65-Jährige nicht mehr wie aus heiterem Himmel aus dem Berufsleben aussteigen", sagt Andreas Zimmermann, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Changepoint Advisory. Einen fließenden Übergang vom Job in die Rente werde es voraussichtlich geben - und damit die Notwendigkeit, dass sich Führungskräfte einmal mehr mit der Frage beschäftigen, wie sie Teams mit großer Altersspanne führen.

Bislang sei die Integration solcher Modelle in vielen Firmen nicht gelungen, hat Zimmermann festgestellt. Noch immer unterstellen Jüngere den Älteren, ihr Wissen zu bunkern statt zu teilen, und sie klein halten zu wollen. Ältere wiederum glauben, dass Jüngere sie von ihrer Position verdrängen wollen und ihre Erfahrung zu wenig schätzen. Führungskräften kommt dann die Rolle des Vermittlers zu.

Das Wesentliche, so sieht es Zimmermann, ist eine Kultur der Wertschätzung im Unternehmen: für die Qualitäten jedes einzelnen Mitarbeiters und dafür, dass sie unterschiedlich sind. Dementsprechend sollten Führungskräfte Aufgaben altersgemäß verteilen. "Wenn es etwa um Schnelligkeit geht, fällt die Wahl auf einen jüngeren Mitarbeiter. Ältere Mitarbeiter sollten eher mit Spezialthemen und Projekten betraut werden, in die sie ihre Erfahrung und das über Jahre angesammelte Expertenwissen einbringen können."

Auch der Wissenstransfer sei eine Führungsaufgabe. "Es darf nicht sein, dass ein Mitarbeiter in den Ruhestand geht und sein Fachwissen mitnimmt." Auch hier sei Wertschätzung der Dreh- und Angelpunkt: "Denn mit zurückgehaltenem Wissen kann man sich natürlich unentbehrlich machen."

Wer aber als älterer Mitarbeiter keine Angst haben muss, abgehängt zu werden, tut sich leichter damit, andere von seinen Kenntnissen profitieren zu lassen. Zimmermann rät Führungskräften auch darum zu altersgemischten Teams oder Tandems. "Es ist nicht einfach, Wissen komprimiert in zwei Tagen an einen Nachfolger weiterzugeben." Soll die Wissensübertragung nachhaltig sein, sorgt die Führungskraft dafür, dass der Jüngere eine Zeit lang im Berufsalltag des Älteren mitläuft. "Und dass ein strukturierter Plan den Übertragungsprozess begleitet."

Bei der Weiterbildung sollten Führungskräfte ältere Mitarbeiter keinesfalls vernachlässigen. "Denn es ist eine unschätzbare Ressource fürs Team, wenn ein Mitarbeiter neues Wissen mit seinen alten Erfahrungen verknüpfen kann", sagt Andreas Zimmermann.

Wenn junge Chefs älteren Mitarbeitern vorgesetzt werden, haben sie nicht selten Probleme, akzeptiert zu werden. "Der ältere Mitarbeiter weiß vieles, fühlt sich vielleicht sogar bei der Beförderung übergangen, was zur Folge hat, dass er den neuen Chef nicht wirklich anerkennt." Schwierig sei, dass Nachwuchsführungskräfte oft ohne Vorbereitung ins kalte Wasser geworfen werden, sagt Zimmermann. Hier sei die Wertschätzung nicht nur gegenüber den Älteren, sondern gerade auch vonseiten der Älteren gefragt. Die Akzeptanz wächst, wenn sich jeder klarmacht, welche besondere Kompetenz er hat: "Die junge Führungskraft koordiniert das Team und vertritt es nach außen. Der ältere Experte bringt das Team mit seinem Fachwissen voran."

Und wie ist das in Sachen IT-Affinität? "Es mag ein gewisses Manko der Älteren sein, dass sie nicht mit der Technik aufgewachsen sind", sagt Andreas Zimmermann. Aber wenn die Führungskraft es schafft, die Vorteile neuer Software plausibel zu erläutern, steigt die Bereitschaft, sie auch anzunehmen.