Anna Lübbe von der Personalberatung MHC geht in Schulen und informiert Jugendliche über die Jobs und Perspektiven in der Gesundheitsbranche.

Hamburg. Zu viel Blut und Tod? Personalvermittlerin Anna Lübbe geht an Schulen und spricht mit Jugendlichen über Anforderungen in der Gesundheitswirtschaft, Vorurteile und Berufschancen.

Hamburger Abendblatt:

Frau Lübbe, seit Anfang 2012 besuchen Sie Schulen. Wie kam es zu diesem Projekt?

Anna Lübbe:

Bisher haben wir mit unserer Tochterfirma MHC care für Auftraggeber den größten Anteil an Pflegekräften aus dem Ausland rekrutiert. Doch bis 2020 fehlen in Deutschland bis zu 220.000 Pflegekräfte. Also kann das langfristig keine Lösung sein. So kam bei uns die grundsätzliche Frage auf: Was tut die Branche eigentlich, um im eigenen Land junge Menschen für den Bereich der Pflege zu gewinnen? Bislang zu wenig. Darum wollen wir Schüler über das gesamte Spektrum der Gesundheitsberufe informieren, weisen aber darauf hin, dass die Chancen im Bereich der Pflege besonders groß sind.

Wie gut sind die Schüler über Gesundheitsberufe informiert?

Lübbe:

Viele kennen die klassischen Berufe wie Medizinische Fachangestellte, Gesundheits- und Krankenpfleger oder Physiotherapeut, andere Berufe wie Gesundheits- und Pflegeassistenz oder Medizinisch-Technische Laboratoriumsassistenz sind wenigen bekannt. Vor allem fehlen den Schülern aber realitäts- und praxisnahe Informationen. Darum stellen wir, beispielsweise an der Wichern-Schule, in einer Doppelstunde oder im Rahmen eines Bewerbertags die einzelnen Berufe vor, informieren über Tätigkeitsbereiche, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und die fachlichen Voraussetzungen. Am Ende tauschen wir mit den interessierten Schülern die Kontaktdaten aus und bleiben im Gespräch.

Der Pflegeberuf hat kein positives Image. Welche Vorbehalte hören Sie oft?

Lübbe:

Die meisten haben in der Tat eine wenig differenzierte Wahrnehmung vom Alltag eines Kranken- oder Altenpflegers. Viele denken an die Konfrontation mit Blut, Körperhygiene und Tod. Diese Aspekte zeichnen allerdings ein einseitiges und verzerrtes Bild. Wir versuchen zu erklären, dass die Pflege eine erfüllende, sinnhafte und abwechslungsreiche Tätigkeit ist. Denn auch kaufmännisch-administrative Tätigkeiten - etwa die Abrechnung der Leistungen mit der Kasse - nehmen einen großen Teil der Zeit in Anspruch. All diese Facetten ergeben ein anspruchsvolles und spannendes Berufsbild.

Warum sollte sich beispielsweise ein Hauptschüler für den Pflegeberuf entscheiden?

Lübbe:

Weil ihm die Ausbildung zur Gesundheits- und Pflegeassistenz einen optimalen Einstieg ins Gesundheitswesen und viele Karrieremöglichkeiten bietet. Nach einer zweijährigen Ausbildung zur Gesundheits- und Pflegeassistenz kann er beispielsweise eine verkürzte Ausbildung zum Alten-, Gesundheits- und Krankenpfleger oder zur Operationstechnischen Assistenz absolvieren. Anschließend ist es nach einigen Jahren praktischer Tätigkeit möglich, auch ohne Abitur ein Studium im Pflegebereich aufzunehmen. Das prädestiniert ihn für verschiedene Führungspositionen, etwa als Pflegedienstleiter im mittleren Management oder zum Leiter einer Senioreneinrichtung. Wer einen Beruf mit Zukunftsperspektive und Sinnhaftigkeit sucht, der ein hohes Maß an Spaß und Freude bietet, ist hier richtig.