Ein Kommentar von Jon Christoph Berndt

Wer sich im Berufsleben sauwohl fühlt und rein gar nichts vermisst, hat im Grunde aufgehört zu arbeiten. Das gibt es nämlich auch. Dann ist der Montag so etwas wie der neue Freitag: Endlich darf ich wieder ins Büro, Zeit mit meinem Computer verbringen, die guten Sachen in der Kantine essen, mit den lieben Kollegen zusammen sein.

Andere treibt so früh im neuen Jahr vor allen Dingen um, wie sie dieses Mal aus 22 Urlaubstagen 62 freie Tage am Stück herausschinden können. Dabei ist es doch der viel schönere Vorsatz, genau das Gegenteil zu tun: Endlich mal wieder an seine beruflichen Grenzen zu gehen - und darüber hinaus.

Tobias Angerer tut das. Er ist Deutschlands erfolgreichster Skilangläufer, und was ihn da besonders kickt, ist, dass er sich immer wieder neu überwinden muss: "Irgendwann kommt der Punkt, an dem es nur noch wehtut, an dem es eigentlich nicht weitergeht", sagt er. Er geht dennoch immer weiter.

Nicht aufgeben, keinen Urlaub einreichen schon gar nicht krankfeiern, wenn's mal wieder eng wird. Stattdessen, jetzt erst recht, ran an diesen gewissen Punkt: "Wenn man da drüber hinauskommt, stellt sich große Zufriedenheit ein. Das Gefühl ist schwer zu beschreiben." Auf jeden Fall ist es sicherlich ganz besonders dann ein schönes, wenn man es so wie Angerer zu schätzen weiß: "Ich bin eben süchtig nach dieser Art von Grenzerfahrung."

Solche Erfahrungen geben einem das Gefühl, dass man noch lebt; gerade bei der Arbeit, wo man sowieso schon so viel Zeit verbringt. Um sie auch einmal machen zu dürfen, muss man nicht ins Langlauffach wechseln. Schon gar nicht muss man auf die 62 freien Tage warten, in denen es dann endlich wieder mal am Strand, in den Bergen, unter Wasser, in der Luft an die Grenzen geht. Dafür bietet sich viel eher der Beruf an - und zwar dann, wenn man ihn liebt. Und falls nicht, kann es der schönste Vorsatz fürs neue Jahr sein, dafür zu sorgen, dass es endlich wieder so ist.

Jon Christoph Berndt ist Markenexperte, Management-Trainer und Keynote-Speaker. Im Internet unter www.human-branding.de