Top im Job: Geschäftskleidung muss keine öde Uniform sein, sagt Modemacherin Cornelia Weidner

Zum Vorstellungsgespräch präsentieren Bewerber sich in aller Regel sehr seriös. Die Kleidungsstücke sind meist mit Bedacht ausgewählt. Doch wie geht es am ersten Arbeitstag kleidungsmäßig weiter? "Das hängt natürlich stark von der Branche ab", sagt Modeberaterin Cornelia Weidner. In traditionell geprägten Unternehmen wie Banken und Reedereien eher konservativ, in der Kreativbranche darf es legerer sein. Aber auch dort sollte man Beruf und Privatleben unterscheiden können, sagt Weidner: "Leggings und Flipflops im Büro, das geht gar nicht. Weil es die Körperhaltung verändert und man ganz anders wirkt als mit Kostüm und Pumps."

Langweilig findet sie das nicht. "Business-Kleidung muss nicht uniform sein", sagt die Modemacherin. Aber seriös. Um die Außenwirkung zu testen, genügt es, die Kundenbrille aufzusetzen. Warum wählt man eher den Anlagenberater im Anzug als den in Lederkluft? "Das hat mit Wertschätzung zu tun", sagt die Expertin.

Weidner hat jahrelang als Fachwirtin der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft gearbeitet. "Dabei habe ich nie versucht, die Männer zu kopieren. Ich habe eigene Akzente gesetzt." Beispielsweise mit einem edlen, femininen Hosenanzug in Dunkelbraun, darunter ein orangefarbenes Top oder eine rote Bluse. "Ich war der Farbklecks im dunkelgrauen Anzugmeer. Das ist positiv aufgefallen, und dann ging man zur Tagesordnung über." Geschäftsfrauen sollten mehr Selbstbewusstsein zeigen, sagt Weidner. "Accessoires wie Tücher oder Schmuck betonen die Weiblichkeit."

Ohne gleich ins Extrem zu verfallen: Tiefe Ausschnitte, bunte Muster und kurze Röcke gehören nicht ins Geschäftsleben, sagt Cornelia Weidner. "Sich weiblich kleiden ja, sexy nein. Sonst werden Sie nicht ernst genommen." Aber wie kriegt man die richtige Mischung aus Individualität und Dresscode hin? "Viel ausprobieren, sich Zeit nehmen, Feedback einholen", rät sie.

Das gelte auch und gerade für Männer. Einheitsnadelstreifen in Grau oder Schwarz plus Hemden in Blau oder Weiß - das muss nicht sein, sagt Weidner. Warum nicht mal die braune Stoffhose mit dem edlen Sakko in hauchfeinem Hahnentrittmuster kombinieren? Ihr Tipp: mit dem Einstecktuch Farbe bekennen und vor allem auf passende, edle Schuhe achten. "Nicht selten hören Männer bei den Füßen auf, sich anzukleiden." Wobei es auch hier wieder Branchenunterschiede gibt: "In der Medienbranche ist der ausgefallene Anzug mit Turnschuhen völlig okay."

Branchenneulinge tun daher gut daran, an ihren ersten Arbeitstagen Zurückhaltung zu üben und auf das Outfit der Kollegen zu achten: "Wenn der Azubi mit Maßanzug erscheint, kommt das bei den Kollegen nicht gut an." Die ranghöheren Mitarbeiter hätten dann das Gefühl, hier wolle sie jemand überflügeln. Für den Banklehrling zum Beispiel finde Weidner einen feinen Strickpulli mit Anzughose gut: "Mit der eigenen Leistung steigt auch der dazugehörige Kleidungsstil."

Wichtig sei es, beim Einkauf auf Zeitlosigkeit, Strapazierfähigkeit und einen guten Sitz zu achten: "Dann kann man die Teile noch lange kombinieren." Die Businessfrau hat diese Regel auch immer für ihre Geschäftsreisen beherzigt: "Wolle sorgt für Knitterfreiheit, und wenn zu dem Hosenanzug auch noch ein Rock passt oder der Gehrock zum Kleid, sind Sie gut gerüstet." Ihr Vorbild ist IWF-Chefin Christine Lagarde: "Die ist absolut stilsicher und modisch gekleidet." Und bei den Männern? Da muss Weidner noch einmal überlegen - so viele tragen doch nur Grau und Schwarz-Weiß.