Top im Job: Wenn Angestellte zu Hause arbeiten wollen oder sollen, erfordert das klare Absprachen

Kein Stau, keine Parkplatzsuche, kein hektischer Aufbruch, weil gleich die Kita zumacht - statt täglich ins Büro zu fahren, wünschen sich viele Arbeitnehmer, Aufgaben auch vom heimischen Schreibtisch aus erledigen zu können. Und stoßen bei den Chefs auf offene Ohren: Nur noch 14 Prozent aller Unternehmen machen gar keine Angebote fürs Home Office, belegt eine aktuelle Studie von Office Team, einem Geschäftsbereich des Personaldienstleisters Robert Half International.

Was immer mehr Mitarbeitern verlockend erscheint, stellt Führungskräfte und Projektleiter allerdings vor neue Herausforderungen: Fast 80 Prozent bekennen laut Umfrage, dass es schwieriger sei, Mitarbeiter am heimischen Schreibtisch zu führen als die Kollegen Büro.

"Um Produktivität und Effizienz für das ganze Team sicherzustellen, sind klar definierte Regeln und Prozesse für die Mitarbeiter im Home Office unerlässlich", sagt Personalberaterin Kathrin Peters von Robert Half. Für bestimmte Aufgaben sei das Heimbüro zwar eine sinnvolle Alternative, sagt sie - aber eben nicht für alle. Statt das Thema abzublocken, sollten Führungskräfte zunächst offen mit ihrem Team besprechen, wer was auf Wunsch alternativ auch zu Hause erledigen könnte. "Aufgaben, die über längere Zeit hohe Konzentration und Detailgenauigkeit erfordern, kann ich gut nach Hause mitnehmen, wo mich kein Bürolärm und keine Kollegen ablenken", sagt Peters. "Zum Beispiel an einer Präsentation feilen, einen Projektplan erstellen oder Verkaufszahlen auswerten."

Zu Hause bedeutet aber nicht irgendwann. Je höher der Anteil an Heimarbeit ausfällt, umso wichtiger sei es, feste Arbeitszeiten und klar definierte Pausen zu vereinbaren, sagt Kathrin Peters. Auch Präsenzphasen im Büro und die Teilnahme an Meetings oder Terminen sollten verbindlich geregelt sein."Kommunizieren Sie die vereinbarten Regeln an alle Teammitglieder - auch die, die selbst kein Home Office nutzen", rät die Personalexpertin. So vermeide man, dass Mitarbeiter, die öfter abwesend sind, in eine Außenseiterrolle geraten und von den Kollegen nicht mehr für voll genommen oder um ihre vermeintliche Extrawurst beneidet werden. Wer als Führungskraft Präsenz von seinem Team erwartet, sollte zudem selbst mit gutem Beispiel vorangehen: "Der Tagesablauf unserer Personalberater ist sehr strukturiert, sie müssen für Auftraggeber, Bewerber und Kollegen zu bestimmten Zeiten ansprechbar sein und fast täglich Jobkandidaten gemeinsam auswählen", verdeutlicht Kathrin Peters. Auch sie selbst arbeitet deshalb nur in Ausnahmefällen von zu Hause aus, beispielsweise, wenn sich dadurch ein kurzes Zeitfenster vor oder nach einer Dienstreise effizienter nutzen lässt.

Oft unterschätzt: "Nicht jeder Mitarbeiter ist gleichermaßen gut für den einsamen Schreibtisch zu Hause geeignet", sagt Kathrin Peters. Kommt der Wunsch nach einem Home Office auf, sollten Führungskräfte deshalb gemeinsam mit dem Mitarbeiter besprechen, was es bedeutet, die räumliche Trennung zwischen Berufs- und Privatleben aufzuheben. Kann er oder sie sich gut selbst organisieren und den Tag strukturieren? Gibt es einen Platz, um ungestört zu arbeiten, oder lenken Haushalt und Familie permanent ab?

Und kann man überhaupt noch abschalten, wenn der Job zu Hause einzieht? "Schaffen Sie sich Rituale für den Übergang vom Beruf ins Private", rät Kathrin Peters. Morgens zum Beispiel die Kleidung wechseln und abends den Schreibtisch aufräumen - eine echte Alternative zu Stau und Parkplatzsuche.