Comiczeichner haben einen coolen Beruf - sind aber selten reich. Die meisten brauchen weitere Einnahmequellen

Superhelden und Meisterdetektive, unbesiegbare Gallier und tollpatschige Enten: Manche Comicfiguren kennt einfach jeder. Die meisten stammen aus amerikanischer, belgischer oder japanischer Produktion. Einige wurden sogar zum Grundstein eines Wirtschaftsimperiums. Auch Deutschland hat seine Comicszene. Sie ist aber viel kleiner und deutlich umsatzschwächer.

Das hat sich auch dadurch nicht geändert, dass Comics inzwischen ihren Weg ins Feuilleton gefunden haben. "Es mag sein, dass der Comic als Kunstform akzeptierter ist. Aber auch das bringt ja nicht automatisch höhere Verkaufszahlen", sagt Karl Valentin Kopetzki, eine Hälfte des Zeichner-Duos Bringmann & Kopetzki aus Kassel.

Ein Eindruck, den auch Jens R. Nielsen vom Berufsverband "Illustratoren Organisation" mit Sitz in Hamburg, teilt. Besonders die Graphic Novels, Comics im Buchformat, haben dazu geführt, dass auch traditionelle Buchverlage in den Markt eingestiegen sind. Es gebe aber keine Zahlen, die beweisen, dass sich deshalb bessere Perspektiven für Comiczeichner ergeben haben. Beide stellen klar: Wer Comiczeichner werden will, darf nicht nur auf dieses eine Pferd setzen. In Deutschland gebe es etwa 400 Personen, die sich mit Recht professionelle Comiczeichner nennen, schätzt Nielsen. "Mir fällt aber nur eine Handvoll Leute ein, die ausschließlich von dieser Arbeit leben können." Für die meisten anderen können Comics nur ein Nebenjob sein oder ein Hobby.

Das Problem: Wer als Comiczeichner richtig gut werden will, muss jahrelang mehrere Stunden am Tag zeichnen. "Im Optimalfall sollten das Stunden sein, die auch bezahlt werden", sagt Jens R. Nielsen. Eine Tätigkeit als Illustrator sei deshalb sehr sinnvoll. Viele arbeiten auch als Zeichenlehrer oder haben einen Lehrauftrag an einer Hochschule.

Auch Bringmann & Kopetzki nehmen Aufträge aus der Werbung an. Sie designen Firmenlogos und verkaufen selbst entworfene T-Shirts. Ihre bekannteste Comicserie ist Hotze, ein feierlustiger Raver, der skurrile Abenteuer in der Techno-Szene erlebt. Die Comics erscheinen seit vielen Jahren jeden Monat in einem Musikmagazin. "Das bringt Prestige, keine Frage, das Geld kommt aber trotzdem eher woanders her", sagt Kopetzki. Wer keine solche Verbindungen hat, tut sich ungleich schwerer, seine Ideen zu veröffentlichen. Den Traum hätten viele, das Durchhaltevermögen nur wenige. "Man braucht stählerne Ellenbogen und gleichzeitig ein sonniges Gemüt", sagt Jens R. Nielsen. Zeichner müssen sich selbst zu einer Marke machen und sich aus eigener Kraft ins Bewusstsein der Verlage drängen.

Gelegenheit dazu gebe es etwa bei Wettbewerben, die Verlage bei Buchmessen ausrichten. Wichtig sei auch das Internet. "Viele schaffen sich da eine Selbstvermarktungsplattform - mit einer eigenen Website, in Foren oder über Galerieseiten wie deviantart.com."

Comiczeichner ist nach wie vor keine geschützte Berufsbezeichnung. "Es gibt im deutschsprachigen Raum weder einen Ausbildungsgang noch den Abschluss Comiczeichner", sagt Nielsen. Typisch für Comiczeichner sei aber ein Designstudium, denn das beinhaltet unter anderem das Fach Illustration.

"Es kommt auch durchaus vor, dass jemand ein Comicalbum als Abschlussarbeit anfertigt", sagt Marcus Herrenberger, der Illustration an der Fachhochschule Münster lehrt. Zum Studium gehören Mal- und Zeichenkurse, aber auch digitale Bildbearbeitung - außerdem Kurse in kreativem Schreiben. Denn ein Comic muss nicht nur gut aussehen. Auch der Inhalt muss stimmen.

Die Herstellung eines Comicalbums sei knallharte und langwierige Arbeit. Angefangen bei Konzeption und Design, vergehe bis zur Fertigstellung oft ein Jahr. Im Schnitt verdienen Zeichner daran zwischen 4000 und 6000 Euro. "Das steht natürlich in keinem Verhältnis und macht deutlich, warum das Comiczeichnen nur ein Teil der täglichen Arbeit sein kann", sagt Nielsen. Der Job mache unglaublich viel Spaß, sei aber auch zeitliche und nervliche Selbstausbeutung. Für junge Talente, die ihn nach dem besten Weg zu einem sicheren Einkommen in der Comicbranche fragen, hat er immer den gleichen Tipp: "Reich heiraten."