Ein Kommentar von Sabine Asgodom

Vor Kurzem war ich bei einem traditionsreichen Hamburger Unternehmen eingeladen, auf einer firmeninternen Veranstaltung einen Impulsvortrag zu halten. Thema war "Gender Diversity", also die Chancengleichheit von Männern und Frauen. Ich hatte nur 30 Minuten, um aufzuzeigen, was meiner Meinung nach für einen Kulturwechsel nötig sei. Deshalb verdichtete ich meinen Ansatz auf drei Begriffe: Clearness, Awareness und Fairness.

Clearness, sprich Deutlichkeit, gilt für die Unternehmensspitze. Soll sich wirklich etwas ändern, zum Beispiel mehr Aufstiegschancen für Frauen und mehr Wahlfreiheit für Männer in Richtung Work-Life-Balance, braucht es von der Unternehmensführung ganz deutliche Signale: "Wir erwarten, dass ..." Und dann: klare Ziele, klare Vorgaben, klare Anforderungen an die Führungskräfte zur Umsetzung.

Awareness, also Achtsamkeit, ist der Ansatz für die Führungskräfte. Immer noch fällt es vielen gar nicht auf, dass es ein eklatantes Ungleichgewicht im Unternehmen gibt. Achtsamkeit heißt, die Situation wahrzunehmen und sich beispielsweise zu fragen: "Warum verschwinden vielversprechende Nachwuchsfrauen zu Hause beim Nachwuchs?" Und einen vielversprechenden Nachwuchsmann, der wegen seines Nachwuchses Teilzeit arbeiten möchte, nicht von der Potenzial-Liste zu streichen.

Fairness, auf Deutsch Anstand, wird dann von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen verlangt. Denn nicht selten reagiert der Flurfunk mit bösen Kommentaren, wenn Frauen und Männer sich für eine bestimmte Lebensweise entscheiden. Kolleginnen werden dann zu "Rabenmutter" oder "Karrierezicke", Männer als "Waschlappen" tituliert. Diversity bedeutet eben Vielfalt - und die gilt es auszuhalten.

Nach dem Vortrag gab es Diskussionen, in denen starre Fronten aufbrachen und sich Männer für Frauen und Frauen für Männer einsetzten. So ist's gut! Die Teilnehmer haben das Thema "adoptiert". Ich wünsche viel Erfolg!

Sabine Asgodom ist Keynote-Speaker, Coach und erfolgreiche Buchautorin. Im Internet unter www.asgodom.de