"Es ist immer gut, Freunde zu haben", sagt Imagetrainerin Imme Vogelsang. "Auch im Büro." Davon, seine Aufmerksamkeit im Job aber ausschließlich auf einen oder zwei besonders sympathische Kollegen zu konzentrieren, rät sie ab. "Man braucht ein Netzwerk", sagt Vogelsang. "Wenn man zum Beispiel neue Ideen durchbringen will, geht das leichter, wenn man auf mehrere Unterstützer im Team zählen kann."

Das gegenseitige Rückenstärken birgt aber auch ein Risiko: "Man muss aufpassen, dass man seine eigene Meinung behält und sich nicht blind den Vorschlägen des Freundes anschließt", sagt die Imagetrainerin. Bleibt der Freund kritikfähig, ist er jedoch eine große Hilfe. "Wenn man sich in ein Thema verrannt hat, sagen Kollegen einem nicht immer die Wahrheit", glaubt Imme Vogelsang. "Freunde tun das dagegen schon."

Zum Problem wird eine Freundschaft unter Kollegen allerdings dann, wenn die Beteiligten sich von anderen abschotten. "Das ist unprofessionell", warnt Vogelsang. Besser sei, allen gegenüber offen und freundlich zu sein und seine Aufmerksamkeit zu verteilen. "Dann fühlt sich in der Regel auch keiner zurückgesetzt", sagt die Kommunikationsexpertin. "Und so kommt Neid gar nicht erst auf." Außerdem könne man nie wissen, wohin sich einer der weniger sympathischen Kollegen entwickelt. "Damit sind wir wieder bei der Bedeutung des Netzwerks", sagt Imme Vogelsang. "Irgendwann wird dieser Kollege vielleicht ein ganz wichtiger Kontakt für mich."

Während es bei Freundschaften auf Kollegen-Ebene vor allem ein bisschen Fingerspitzengefühl und Weitblick braucht, wird es bei engem Kontakt zwischen Chef und Mitarbeiter schon schwieriger. Zum Beispiel, wenn einer aus dem Team zum Vorgesetzten befördert wurde: "Gerade für den Chef ist es in dieser Situation sehr wichtig, Privates und Geschäftliches gut zu trennen", sagt Imme Vogelsang. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass der gute Freund des Vorgesetzten jetzt bevorzugt wird.

"Am besten, man spricht darüber", sagt die Imageexpertin. "Etwa so: 'Ich möchte nicht, dass die anderen auf dich neidisch sind, darum werde ich mich dir gegenüber im Büro ein bisschen mehr zurückhalten, als ich das früher getan habe."

Noch ein paar Grade komplizierter wird eine Freundschaft im Büro, wenn sie zwischen Mann und Frau geschlossen wird. "Das Gerede kann man einfach nicht vermeiden", sagt Imageexpertin Vogelsang. Man müsse hoffen, dass sich die Kollegen irgendwann daran gewöhnen. Generell sollte man in solch einem Fall im beruflichen Umfeld etwas mehr Abstand halten. "Aber auch das immer in Absprache mit dem anderen." Sollte sich indes aus der Freundschaft tatsächlich eine feste Partnerschaft ergeben haben, müssen die beiden Beteiligten mit offenen Karten spielen, den Chef informieren und auch den Kollegen offiziell Bescheid sagen, dass sie es nun mit einem Paar zu tun haben.

Immer professionell und neutral zu bleiben falle in dieser Konstellation allerdings besonders schwer, sagt Imme Vogelsang. Das Wichtigste sei darum, dass für die anderen erkennbar werde, dass man sich zumindest bemüht, Privatleben und Job zu trennen. "Man darf sich einfach nicht angreifbar machen." Heimlichtuerei sei darum das falsche Mittel, dadurch werde nur noch mehr geredet. "Vielleicht sollte der eine aber die Abteilung wechseln", schlägt die Expertin vor. "Verbieten darf ein Chef seinen Mitarbeitern die Beziehung jedenfalls nicht."