Ein Kommentar von Jon Christoph Berndt

Wer im Job in die Schusslinie gerät, hat drei Möglichkeiten: 1. einen Katzenbuckel machen und fauchend alles abstreiten, 2. wegducken und aussitzen, 3. alles zugeben und damit seine Gegner entwaffnen. Und weil wir hier nicht in der Mathematik sind, gibt es nicht bloß die eine richtige Lösung. Dafür sind die Anlässe und die beteiligten Menschen zu verschiedenen. Schön ist allerdings, dass die auf den ersten Blick schwierigste Haltung, die zunächst einmal am meisten Mut und Kraft kosten mag, langfristig betrachtet oftmals eine sehr probate ist.

Der bald ehemalige Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, hat diesen Mut und diese Kraft: Im Rahmen der Aktenlöschungsaffäre rund um die NSU-Morde stellt sich der Boss seiner Verantwortung, die er nun einmal qua Amt für seinen Laden hat: Die Sache habe zu einem "schwerwiegenden Verlust des Ansehens des BfV geführt". Die Folgen seien"für die Funktionsfähigkeit des Amtes nicht vorhersehbar". Seine Bitte um Versetzung in den einstweiligen Ruhestand sei, wie das immer so schön heißt, "ein Versuch, dem Amt Luft zu verschaffen".

Da haben schon Persönlichkeiten länger an ihrem Stuhl geklebt und wurden nach langem Lamentieren doch an die frische Luft bugsiert. Selbst wenn bei Fromm der Ruhestand nicht mehr lange einstweilig sein wird - der Abgang hat Stil in stilloser Zeit.

Da kann man sich etwas abschauen für die eigene Karriere, in der, wenn auch vermutlich nicht so monströs, bestimmt auch einmal ein Affärchen passiert, an dem man nicht ganz unbeteiligt ist. Was tun dann: buckeln und fauchen, ducken und aussitzen oder doch lieber klar und konstruktiv frommen? Langfristig betrachtet, öffnet die klare Kante neue Wege und ergibt Chancen; gerade dann, wenn der Ruhestand noch in weiter Ferne ist. Dann brennt die Erde nur kurz, und sie bleibt schön fruchtbar. Das ist gut für neue Pflänzchen im Karrieregarten, aus denen bei guter Pflege viel kräftigere Bäume werden können.

Jon Christoph Berndt ist Markenexperte, Management-Trainer und Keynote-Speaker. Im Internet unter www.human-branding.de