Frischer Stil, selbst verfasst - Tipps vom Bewerbungsexperten Björn Frederik Augsten

"Es muss Freude machen, ein Anschreiben zu lesen", sagt Björn Frederik Augsten, Bewerbungsberater und Gründer der Hamburger Agentur Wortgewandt. Ein hoher Anspruch an die einleitenden Zeilen einer Bewerbungsmappe. Freude habe ein Personaler, wenn er sieht, da will jemand was erreichen, sagt Augsten.

Einfach drauflos zu schreiben ist der falsche Weg. Erst einmal macht man sich sein Ziel klar - ins Jobinterview zu kommen - und konzentriert sich auf die Frage: "Was will das Unternehmen?" Also liest der Bewerber am besten die Ausschreibung mindestens zwei-, dreimal genau durch und schreibt sich heraus, wo sich Anforderungen der Stelle und seine Fähigkeiten überschneiden. "Personaler achten darauf, wie viel Mühe sich jemand gemacht hat", sagt Augsten. Ein gutes Anschreiben transportiere zwischen den Zeilen die Motivation des Bewerbers: "Ja, die Stelle reizt mich wirklich."

Viele Bewerber unterschätzten die Bedeutung des Anschreibens, glaubt Karriereberater Augsten. Zwar werfen Personaler oft tatsächlich erst einmal einen Blick in den Lebenslauf und aufs Foto, dennoch kann man mit dem Anschreiben punkten. "Eventuell fällt man schon so positiv auf, dass man als Top-Kandidat ins Interview geht. Dann hat das Unternehmen eine ganz andere Haltung dem Kandidaten gegenüber, als wenn er nur gerade noch so reingerutscht ist."

Mit "Hiermit möchte ich mich um die Stelle als xy bewerben" sollte heute kein Anschreiben mehr beginnen. "Das ist altmodisch, ein Amtsbrief", sagt Augsten. Wenn der Bewerber zuvor schon mit dem Unternehmen telefoniert hat, kann er dies als Aufhänger für den Einstieg wählen: "Vielen Dank für das freundliche und informative Telefonat am 30. September. Gern schicke ich Ihnen meine Unterlagen und stelle mich Ihnen näher vor."

Alternativ kann man einen netten Einstieg gestalten, indem man schreibt, wo man die Anzeige entdeckt hat und dass man sie besonders interessant gefunden habe. "Der Einstieg ist ja Geplänkel, das wissen Personaler auch."

Um die folgenden zwei, drei Absätze - ein Anschreiben darf nicht länger als eine Seite sein - zu formulieren, sollten Bewerber sich von diesen Fragen leiten lassen: Welche Abschlüsse und praktischen Erfahrungen kann ich passend zur Stelle anbieten? Wie passt meine Arbeitsweise, passen meine Soft Skills zu dem Job? Und warum will ich das machen? "Wer einen Fokus hat, muss nicht alles von sich aufschreiben", sagt Augsten.

Welcher Stil ist im Anschreiben gefragt? "Es kann durchaus frisch formuliert sein", sagt der Bewerbungsberater. "Aber das heißt nicht, dass man übermäßig locker oder gar kumpelhaft daherkommen darf. Ein Anschreiben ist immer noch eine förmliche Sache." Wichtig sei eine positive Sichtweise - hin zur neuen Herausforderung statt nur weg aus dem alten Job. "Man kann aus einem Anschreiben herauslesen, wie ein Bewerber drauf ist."

Die Schlussformel darf nicht zu forsch ausfallen, à la: "Ich bin der Richtige für diesen Job, rufen Sie mich an!" Man sollte das Fazit dem Personaler überlassen, sagt Augsten. Ein guter Schlusssatz sei zum Beispiel: "Ich freue mich über eine Einladung zum persönlichen Gespräch."

In ein gutes Anschreiben stecken Bewerber viel Zeit. Da liegt die Idee nahe, auch mal eine Passage aus Musteranschreiben, die man in Ratgeberbüchern oder im Internet findet, zu kopieren. "Bloß nicht", warnt Augsten. "Ein geübtes Auge sieht sofort, ob der Text individuell oder abgeschrieben ist."

Björn Frederik Augsten ist Inhaber der Agentur Wortgewandt