Namen merken, Passwörter erinnern - Gedächtnistrainerin Ursula Noack gibt Tipps

Wer kennt das nicht: Da wird einem jemand vorgestellt - und Sekunden später ist der Name dieses Menschen schon wieder vergessen. Schade. Spätestens beim Verabschieden hätte man damit Eindruck schinden können - mit einem verbindlichen "Bis zum nächsten Mal, Herr Kaminski" statt eines genuschelten "Hm, also... dann auf Wiedersehen".

"Man kann sich nichts gut merken, wenn man nicht emotional beteiligt ist", sagt Ursula Noack, Leiterin der Regionalgruppe Hamburg des Bundesverbands Gedächtnistraining (BVGT). "Ich weiß vielleicht, dass dieser Mensch ein potenzieller Geschäftspartner und damit wichtig ist, aber wenn es mich emotional nichts angeht, wird das Merken schwierig." Erste Gegenmaßnahme: den Namen sofort wiederholen, wenn er genannt wird. "Guten Tag, Herr Kaminski, schön Sie kennenzulernen." Bei Namen, die eine Bedeutung haben - Müller, Vogel, Reepschläger - könne man sich ein passendes Bild vorstellen. "Das Entscheidende bei Eselsbrücken sind Assoziationen", sagt Noack, die auch Kurse in Gedächtnistraining gibt.

Komplizierter werde es bei abstrakten Namen. Es hilft, sie in Silben aufzuteilen. "Kaminski kann man zum Beispiel in 'Kamin' und 'Ski' trennen." Und mit diesen Begriffen mache man sich ein Bild - die Skier, die an der Hütte mit dem Kamin lehnen. "Zwingen Sie sich, die Person anzugucken und sie wirklich wahrzunehmen." Sonst bleibt vielleicht der Name hängen, aber das Gesicht dazu wird nicht erinnert.

Für Menschen, die Vorträge, Verkaufsgespräche oder Prüfungen vorbereiten, bietet sich die Loci-Technik an. "Dazu legt man in Gedanken eine Route mit zehn bis 20 Stationen an", erklärt Ursula Noack. Diese Route könne durch die Wohnung führen oder Punkte am eigenen Körper markieren. Wichtig sei, dass einem die einzelnen Stationen und ihre Reihenfolge wohlbekannt seien.

"Dann hänge ich dort Anker an", sagt Noack. "Dazu lässt man die Fantasie spielen - es müssen möglichst merkwürdige Bilder entstehen." Ein Handschuh auf der Garderobe etwa ist kein ungewöhnliches Bild - ein winzig kleiner Handschuh ("Das Produkt ist platzsparend") schon. Auch Einkaufslisten oder Ministerien könne man sich so merken, sagt Ursula Noack. "Der Bauch steht dann zum Beispiel für das Ernährungsministerium."

Passwörter lassen sich leicht erinnern, wenn man die Zahlen mit Symbolen verquickt. Noack: "Die Null ist dann vielleicht ein Kegel, die Fünf eine Hand, bei der Sieben stellt man sich die sieben Zwerge vor." Sind Buchstaben im Passwort enthalten, erinnert man sich gut an sie, wenn sie mit Begriffen verknüpft werden. "Die Buchstabenfolge bG steht dann beispielsweise für das Wort Babygiraffe", gibt Noack ein Beispiel. Am besten werden Worte gewählt, die eine Bedeutung für die Person haben - auch hier heißt es wieder: mehr Emotionen, besseres Erinnern.

Wer sein Gedächtnis ohne bestimmten Anlass auf Trab bringen will, übt sich an Denkaufgaben: "Sagen Sie das Alphabet rückwärts auf", rät Ursula Noack. "Tun Sie als Rechtshänder Dinge mit links oder versuchen Sie mal, spiegelverkehrt zu lesen."

Heute müssen sich Menschen wenig merken. Vieles werde ihnen durch technische Hilfen abgenommen, sagt Noack. "Aber man sollte sich nicht nur bedienen lassen. Man muss sein Gehirn herausfordern." Der Lohn: Wer ein gutes Gedächtnis hat, gerät weniger in Stress, weil ihm in einer Diskussion plötzlich wichtige Infos fehlen, und er beeindruckt Gesprächspartner mit seinem Wissen. "Und nicht zuletzt werde ich durch Gedächtnistraining wacher und munterer", sagt Ursula Noack.