Der Anwendungsentwickler Stefan Krüger schreibt Scripts und Datenbankprogramme, die den Nutzern die tägliche Arbeit ernorm erleichtern.

An seinen ersten Computer erinnert sich Stefan Krüger ganz genau: Den Commodore 64, kurz C64, bekam der 33-Jährige vor fast 20 Jahren. Auch wenn er von seinem ersten PC spricht, einem 486 SX mit 20-Megabyte-Festplatte, schwingt ein nahezu liebevoller Unterton mit. Die Leidenschaft ist inzwischen Beruf.

Krüger arbeitet als Anwendungsentwickler bei der Firma EOS Deutscher Inkasso-Dienst in Hamburg. Begonnen hatte er dort vor gut zehn Jahren mit einer Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung. Heute ist er für den Bereich "Competence Center Workplace" zuständig. Soll heißen: Er schreibt und verbessert Programme, optimiert Datenbanken und erleichtert so den Kollegen die Arbeitsabläufe und den Zugriff auf Informationen. Darüber hinaus kümmert er sich als Administrator um die Pflege der Server des Unternehmens und die Datensicherung.

"Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht", sagt Krüger. Jedes Projekt sei eine Herausforderung und erfordere neue Lösungen. Acht Programmiersprachen beherrscht er, unter anderem C++, Java und Perl. So kann er flexibel unterschiedlichste Aufträge erfüllen: "Die Grundstrukturen sind zwar identisch, aber die Sprachelemente muss man für jede Variante erlernen", sagt er.

Immer im Mittelpunkt von Krügers Überlegungen steht der Anwender, soll er doch Programm oder Datenbank am Ende möglichst intuitiv bedienen können. "Dafür muss man den Nutzer verstehen und sich in ihn hineinversetzen", erklärt der Fachinformatiker.

Das beginnt bei kleinen Skripten, die Krüger in wenigen Tagen oder manchmal nur einigen Stunden programmiert. Sie sorgen zum Beispiel dafür, dass Dokumente zur Sicherung nachts automatisch kopiert werden. Oder ermöglichen einem neuen Mitarbeiter den Computerzugang - mit persönlichem Laufwerk, der Vernetzung mit Druckern und Datenbanken sowie einem eigenen E-Mail-Konto.

Das Konzipieren und Erneuern von Datenbankanwendungen ist dagegen immer eine enorm komplexe Aufgabe. An solch einem Projekt sitzt Stefan Krüger zurzeit gerade wieder. Er erneuert die System-Helpline des Unternehmens für Anfragen und Anpassungswünsche der Mitarbeiter sowie Störungsmeldungen rund um die IT. Braucht etwa ein Mitarbeiter einen neuen PC, geht diese Anfrage ins System. Automatisch wird dann das Genehmigungsverfahren angestoßen und die zuständigen Stellen wie Einkauf, Rechnungsabteilung und Softwareabteilung einbezogen. Das OK des Vorgesetzten schließt den Vorgang ab.

Um alle diese Schritte in der Datenbank abzubilden, muss Stefan Krüger die Organisationsprozesse und wirtschaftlichen Zusammenhänge im Unternehmen kennen. Am Anfang standen deshalb lange Gespräche mit Mitarbeitern aller Abteilungen. Ihre Bedürfnisse und Arbeitsabläufe bilden die Basis des Programms.

"Als Eigenbrötler kommt man nicht weiter", sagt Krüger. Der Erfolg eines Konzepts hänge immer auch an der Kommunikationsfähigkeit des Anwendungsentwicklers. Versteht er die Nutzerwünsche nicht, stehen später vielleicht teure Erweiterungen an. Auf der anderen Seite muss Krüger die Ansprüche der Anwender auf das Machbare herunterbrechen und sie beraten. Bekommt er nur vage Vorgaben, zählt Kreativität. Heißt es etwa lapidar: Das Programm soll den gesamten Rechnerbestand der Firma inventarisieren, liegen Konzeption und Aufbau der Datenbank komplett in seinen Händen.

Eingabemaske, Programmlogik, Datenbank - diese drei greifen bei Datenbankanwendungen ineinander. "Die Maske spiegelt die Anforderungen der Mitarbeiter wider", sagt Krüger. Gemeinsam mit den Nutzern zeichnet er dafür Entwürfe und stellt einen Anforderungskatalog mit ihren Wünschen zusammen. Mit diesem Rüstzeug macht sich Krüger an den Code dahinter. Funktion für Funktion wandelt er in Programmiersprache um. Dabei ist oft Geduld gefragt. Bei einer Fehlermeldung zum Beispiel kann die Fahndung nach der Ursache im Codetext schon mal zwei oder drei Stunden dauern. "Sonst arbeiten oft Teams zusammen an Programmen, in meinem Bereich mache ich das allein", sagt Krüger. Kommt er nicht weiter, tauscht er sich online in Fachforen mit Kollegen rund um den Globus aus.

Im letzten Schritt verknüpft Krüger alle Daten und Tabellen miteinander. Die Kunst dabei: Möglichst keine Werte sollen doppelt auftauchen, denn das verschwendet Speicherplatz. Es dürfen aber auch keine Informationen fehlen. Um das Ergebnis zu optimieren, verändert er die Verknüpfungen immer wieder. Bis am Ende die Anwendung fehlerfrei läuft, braucht es meist mehrere Durchläufe und Korrekturen. "Von Rückschlägen darf man sich dabei nicht unterkriegen lassen", sagt Krüger.