Frauen gelten im Job oft als zu nett - Leistung muss verkauft werden. Marion Knaths erklärt, welche Spielregeln sie besser kennen sollten.

Um erfolgreich zu sein, müssen Frauen nicht nur Kompetenz zeigen, sondern ihre Leistung auch richtig verkaufen. Die Tücken der "hierarchischen Kommunikation" erklärt Führungsexpertin Marion Knaths.

Hamburger Abendblatt : Reden erfolgreiche Menschen eigentlich anders als weniger erfolgreiche?

Marion Knaths :Man kann es so sagen. Es gibt die non-hierarchische und die hierarchische Kommunikation. Letztere braucht man vor allem in größeren Organisationen, um erfolgreich zu sein. Wenn Menschen dort Karriere machen, dann kommunizieren sie in aller Regel auch zielgerichtet mit den Mitteln der hierarchischen Kommunikation.

Welche sind das?

Knaths :Ganz typisch ist das Unterbrechen. In der non-hierarchischen Kommunikation, die viele Frauen bevorzugen, sind Unterbrechungen unhöflich. Merkmal dieser Kommunikation ist, dem Gegenüber zuzuhören, mit seiner Antwort auf das Gesagte einzugehen. In der hierarchischen Kommunikation - tendenziell liegt sie eher Männern nahe - sind Unterbrechungen dagegen etwas ganz Normales. Frauen wenden die Spielregeln der non-hierarchischen Kommunikation oft auch im Job an. Anders der Kollege: Er unterbricht die Frau. Und was macht sie? Sie hört ihm zu und hat die Aufmerksamkeit der Runde verloren.

Das Verhalten des Kollegen ist richtig?

Knaths :In der hierarchischen Kommunikation darf ich die Kollegen unterbrechen. Und zwar immer dann, wenn "die Eins", also mein Chef oder meine Chefin, gelangweilt oder genervt ist von dem, was der Kollege sagt. Elegant macht man das, indem man ein Stichwort aus der Rede des Kollegen aufgreift und freundlich und bestimmt seine Idee oder Position vorbringt. Wichtig ist es, dass ich meinen Beitrag dann an den Chef richte. Blickkontakt entscheidet - wenn Sie die Aufmerksamkeit Ihres Vorgesetzten haben, dürfen Sie Ihren Punkt machen. Dann ist es ganz egal, dass Sie den Kollegen unterbrochen haben. Das wissen die meisten Frauen nur nicht, weil sie komplett anders erzogen worden sind. Durch positive Verstärkung fördern wir bei Mädchen heute noch die Haltung, sie müssten freundlich und bescheiden sein.

Und damit kommen sie nicht weit...

Knaths : Dafür kriegen sie in der Schule lauter Smileys. Und so können sie an der Uni ein Top-Examen machen. Aber wenn sie dann mit diesem Verhaltenskodex in die Karriere einsteigen, ist das ungünstig. Andere werden an ihnen vorbeiziehen. Sie selbst halten es für selbstverständlich, dass sie einen hervorragenden Job machen, glauben aber nicht, dass sie deutlich sagen dürfen, dass sie ins Management wollen. Das sind auch heute noch die Glaubenssätze vieler Frauen. Wenn es dann um die Besetzung eines Jobs auf der nächsten Stufe geht, wird die Frau nicht einbezogen. "Zu freundlich, nicht durchsetzungsstark genug", heißt es dann.

Wie reagiert man denn richtig, wenn man im Gespräch unterbrochen wird?

Knaths: Ein typisches Beispiel dafür ist das Gespräch mit dem Vorgesetzten. Ein Kollege kommt rein, unterbricht. Man dreht sich zur Seite und guckt ihn an - ein klassischer Fehler. Wenn ich meinen Blick vom Vorgesetzten abwende, geht dessen Blick logischerweise mit. Und dann bin ich weg vom Fenster. Der Kollege hat den Blickkontakt und kann reden. Was macht man also? Den Blickkontakt halten und ganz ruhig weiterreden. Und wenn die Eins bei Ihnen bleibt, muss der Störer aufhören.

Dazu braucht man aber auch Rückgrat oder? Eine entsprechende Haltung?

Knaths : Man muss eine Art des Auftretens haben, die Kompetenz, Souveränität und eine gewisse Führungsstärke ausstrahlt. Viele sagen, das hat man oder man hat's nicht. Aber das glaube ich nicht. Sehr vieles davon ist Technik und lässt sich erlernen. Um souverän zu wirken braucht man vor allem Standfestigkeit und Ruhe. Man darf Nervosität nicht zeigen. Auch beim Sprechen mehr Kompetenz auszustrahlen kann man lernen: Wichtig ist eine bestimmte Art der Stimmführung. Für Frauen heißt das oft erst einmal: runter mit der Stimme. Darüber hinaus ist es eine bestimmte Art der Mimik, die souverän wirkt. Ein bisschen wie das Pokerface. Auf gar keinen Fall sollte man zu viel lächeln oder sich beim Reden mit der Hand durch die Haare fahren. Stattdessen macht man einen konzentrierten Gesichtsausdruck. Natürlich kann man mal seinen Charme spielen lassen, aber in dem Moment, wo es um Kompetenz, Leistung, Businessthemen geht, muss ich auch konzentriert und seriös sprechen. Wieder sind es die Frauen, die oft zu viel lächeln - und dann auch noch mit schief gelegtem Kopf. So nimmt man ihnen die Kompetenz oft nicht ab.