Ein Kommentar von Jon Christoph Berndt

Wer im Berufsleben hoch hinaus will, sollte darauf achten, dass er ganz zum Schluss - wenn es Ruhm und Ehre einzusammeln gilt - tatsächlich ganz oben auf dem Gipfel steht. Den schönsten Blick zurück auf eine veritable Karriere hat man nämlich nur von dort. Nicht dass ein paar Meter vor dem Ziel das Seil reißt, und der ganze Aufstieg ist für die Katz. Dann bleibt Scheitern in Erinnerung und nicht das viele vorher gut Gelungene.

Bei der starken Marke Josef Ackermann - er polarisiert wie sonst kein Wirtschaftsboss - reißt das Seil gerade: Was war das für eine schöne Karriere bei der Deutschen Bank! Der Victory-Zeichen-PR-GAU während des Mannesmann-Prozesses war überwunden, die Wogen der Kirch-Klage hielten sich in Grenzen. Aber jetzt wechselt Ackermann doch nicht auf den Aufsichtsratsvorsitz, offiziell begründet mit den "extrem herausfordernden Verhältnissen auf den internationalen Finanzmärkten und im politisch-regulatorischen Umfeld".

Inoffiziell liegen die Gründe auch in der Durchsuchung der Vorstandsetage durch die Staatsanwaltschaft; es geht um angebliche Falschaussagen im Kirch-Prozess. Zudem untersagt der zwar freiwillige, aber in Zeiten wie diesen immer ernster zu nehmende Corporate-Governance-Index der deutschen Wirtschaft einen sofortigen Wechsel von der Vorstands- an die Aufsichtsratsspitze. Was wird uns allen nun von Ackermann in Erinnerung bleiben - Erfolg oder Scheitern?

Starke Marke ist immer das, was man hinter dem Rücken ihres Trägers über ihn erzählt. Auch deshalb ist es wichtig, nicht nur den nächsten, sondern ebenso die übernächsten Karriereschritte zu planen. Und auf dieser Grundlage wahre, schöne, gute Taten zu vollbringen. Danach kann man gern drüber reden - aber bitte nicht umgekehrt! Zudem sollte man stets seinen persönlichen Gipfel im Auge behalten. Und der muss kein Achttausender sein: Wer einen etwas niedrigeren auswählt und ihn dafür auch erreicht, kann später wenigstens sagen, dass er es tatsächlich geschafft hat. Und wir anderen sagen das dann auch.

Jon Christoph Berndt ist Markenexperte, Management-Trainer und Keynote-Speaker. Im Internet unter www.human-branding.de