Berufsporträt: Auf der Werft Peter Knief repariert und restauriert Bootsbauer Oliver Alwes Schiffe. Neubauten sind heute weniger gefragt

Es riecht nach Leim und Holz. Oliver Alwes steht an der Werkbank, Späne fliegen durch die Luft, kleine Schweißperlen bilden sich langsam auf seiner Stirn. Immer wieder zieht er den Hobel über das lange Ruder aus Mahagoni, das vor ihm liegt.

"Das hier ist noch echte Handarbeit", sagt Alwes und nickt mit dem Kopf zur Halle gegenüber, die man von seinem Platz in der Werkstatt aus sehen kann. Dort stehen zurzeit 35 Segel- und Motorboote unterschiedlicher Größen aus Holz, Metall oder Kunststoff. "Viele davon sind hier zur Reparatur, andere zur Winterlagerung", sagt Alwes. Seit gut zweieinhalb Jahren arbeitet der 28-jährige Bootsbauer auf der Werft Peter Knief in Harburg, seit einigen Wochen hat er seinen Meisterbrief.

Alwes repariert, restauriert und baut Boote. In vielen kleinen Betrieben wie auch bei der Bootswerft Peter Knief, wo sechs Bootsbauer angestellt sind, verlagert sich die Arbeit jedoch mehr und mehr auf Reparaturen. Sie machen für Alwes inzwischen den größten Teil des Jobs aus.

Verließen vor zehn Jahren noch regelmäßig neu gebaute unterschiedliche Modelle die Werft, konzentriert sich heute der Neubau in erster Linie auf die knapp sechs Meter lange Elb-H-Jolle, "und auch hier gehen die Aufträge zurück", sagt Alwes. Oft ist die schnelle Serienproduktion am Montageband schlicht günstiger als der traditionelle Bootsbau. "Die Qualität ist aber auch eine andere."

Ein bis zwei Elb-H-Jollen werden jährlich in der Werft gefertigt. Rund 18 000 Euro kostet das Grundmodell. Die Aufträge kommen aus Deutschland, Norwegen oder Mittelmeerländern. Alwes hat inzwischen vier dieser Jollen gebaut. In einer Rumpfform rollt er dann sorgfältig eine Schicht aus Polyesterharz aus, darüber Glasfasermatten, dann wieder Polyesterharz. Danach werden Wrangen aus Polyester eingebaut, die wie ein Skelett dem Rumpf Festigkeit verleihen. Anschließend folgen Schotten und Schwertkasten.

Das Deck zimmert Alwes aus Sperrholz und belegt es anschießend mit Teakholz. Das Rick wird ebenfalls in der Werft gebaut, Segel und Persenning, also die Abdeckung für die Jolle, werden zugeliefert. Drei Monate brauchen bis zu vier Bootsbauer für solch eine Elb-H-Jolle. In dieser Zeit reparieren sie aber auch andere Boote.

"Wir sind hier Alleskönner", sagt Alwes. Um ein Boot zu bauen, muss er mit Metall, Kunststoff und Holz umgehen können. "Mit Holz arbeite ich am liebsten." Im Bootsbau werden jedoch verstärkt glasfaserverstärkte Kunststoffe verwendet, da das Material pflegeleicht und vielseitig einsetzbar ist. Rumpf, Außenaufbauten, Wasserversorgung und kleinere technische Arbeiten gehören ebenfalls zum Bootsbauerhandwerk. Und für die Elektrik, Sanitärtechnik und Schlosserarbeiten muss zumindest Grundwissen vorhanden sein. Auch wenn Alwes die Elektrik an Bord oder die Toilette nicht allein einbaut.

Auch für die Restaurierung älterer Boote sind umfangreiche Fertigkeiten gefragt. "Meist soll dann der Originalzustand möglichst detailgetreu wieder hergestellt werden", sagt Alwes. Schließlich hängen oft persönliche Erinnerungen an solch einem Veteran. So wie bei der 60 Jahre alten Binnen-H-Jolle, die Alwes kürzlich restauriert hat und auf der der Eigner als Kind segeln lernte. "Es ist immer schön, ein Boot auf Vordermann zu bringen, das dem Besitzer so viel bedeutet", sagt Alwes. Dadurch entstehe nicht selten ein sehr persönlicher Kontakt zum Kunden. In diesem Fall hat Alwes für die Restaurierung neue Wrangen und Spanten aus Eiche gefertigt, das Furnier im Inneren des Rumpfes überholt, die Mahagoniplanken des Decks erneuert, das Rick restauriert. "Viele Holzteile mussten geschliffen und neu lackiert werden", sagt Alwes. Zudem brauchte das Boot auch von außen einen neuen Anstrich.

"Eine Restauration ist oft Maßarbeit", sagt Alwes. Außer solchen umfangreichen Instandsetzungen fallen immer wieder kleinere Projekte an wie der Einbau einer Sitzecke oder die Erneuerung des Mastes. Ab dem Herbst, wenn die Boote nicht mehr auf dem Wasser sind, beginnt die Hochsaison für solche Arbeiten. "Durch die Vielfalt der Boote bieten die Reparaturen viel Abwechslung", sagt Oliver Alwes.

Auch sonst stehen auf der Werft zum Herbst und Winter Saisonarbeiten an. Wird es kalt, müssen die Boote aus dem Wasser geholt werden. Danach macht Alwes sie winterfest für die Lagerung. "Das Wasser wird aus den Maschinen und Leitungen gelassen und Kühlmittel eingefüllt." Im Frühjahr schleift er dann den Rumpf der Boote ab, lackiert und behandelt ihn mit einem speziellen Unterwasseranstrich.

Und auch nach Feierabend werkelt Alwes weiter: Er hat sich eine reparaturbedürftige Jolle, Baujahr 1952, zugelegt. "Da mache ich natürlich alles selbst."