Nach mehrjähriger Jobpause die Traumposition ergattern? Personalvermittler und Karriereexperten geben Tipps

Natascha Jünemann hat Wirtschaftskommunikation studiert und vor ihrem Studium einige Jahre lang in der Veranstaltungsorganisation gearbeitet. "Da wird nach einer Berufspause der Weg zum Traumjob doch leicht sein, schließlich beklagen Wirtschaftsexperten lautstark den Mangel an qualifizierten Fachkräften", dachte sie. Doch Natascha Jünemann irrt sich.

"Ich suche eine PR-Position, bei der ich meine Berufserfahrung aus der Veranstaltungsorganisation einsetzen und die im Studium erworbenen Kenntnisse nutzen kann, um eine Unternehmen darzustellen", sagt die Mutter von zwei Kindern. Doch die 45-Jährige gehört nicht zur Gruppe der auf dem Arbeitsmarkt begehrten Ingenieure und Techniker. Zudem kehrte sie nach fünf Jahren Kinderpause nicht in ihr Berufsumfeld zurück. "Damals gab es keine Halbtagsstelle in meinem Job. Da ich unbedingt arbeiten wollte, habe ich als kaufmännische Angestellte in einem Industriebetrieb angefangen", sagt Jünemann.

Ein Kardinalfehler, wie sich im Rückblick herausstellte. Als sich Jünemann wieder ernsthaft auf ihre ursprüngliche Karriereplanung besann, waren mehr als zehn Jahre vergangen. "Damit sind ihre Berufserfahrung und das Hochschulwissen nicht mehr viel wert, besonders da die Kinderpause direkt auf den Universitätsabschluss folgte", sagt Jürgen Hesse, Mitbegründer vom Büro für Berufsstrategie in Berlin. Zudem komme beim Wiedereinstieg das Alter ins Spiel. Berufsrückkehrer müssen mit der Konkurrenz junger Absolventen rechnen, die eine aktuellere Qualifikation mitbringen.

Hesse rät deshalb: "Suchen Sie nicht gleich bei den großen Namen, sondern eher bei mittelständischen Unternehmen, und erwarten Sie zunächst keine Reichtümer. So gewinnen Sie die nötige Praxiserfahrung und können im Idealfall Erfolge vorweisen für die weitere Karriereplanung." Wollen jedoch auch mittelständische Unternehmen nicht so recht auf eine Bewerbung ansprechen, rät der Experte zu extremeren Maßnahmen. Etwa einen Monat Arbeit auf Probe zum Nulltarif. "Da besteht zwar immer die Gefahr ausgebeutet zu werden, aber wenn der Job das Risiko lohnt - machen!"

Eine Alternative zur kostenlosen Arbeitsprobe könnte die Zeitarbeit sein. "Kompetenzen und soziale Fähigkeiten lassen sich so gut beweisen", sagt Joachim Multhaupt, Geschäftsführer der TimePartner Personalmanagement GmbH. "Wer fünf Jahre in Elternzeit war, dem traut ein potenzieller Arbeitgeber oft nicht zu, auf dem neuesten Stand zu sein." So eine Auszeit ist bei zwei Kindern schnell erreicht. Auch deshalb raten Experten, nach Möglichkeit von Anfang an in Kontakt zu bleiben - sei es durch Urlaubsvertretung, Weiterbildung, den Besuch von Fachmessen oder wenigstens die regelmäßige Lektüre gängiger Fachzeitschriften. Wer nichts Derartiges vorzuweisen hat, sollte sich auf Umwege einstellen, meint Multhaupt. "Wird beispielsweise eine Stelle als Marketing-Referentin angestrebt, ist es vielleicht sinnvoll, als ersten Schritt eine Position als Sachbearbeiterin in Betracht zu ziehen." Ist eine Teilzeitstelle das Ziel, könne wiederum Flexibilität helfen. Etwa die Bereitschaft, drei volle Tage in der Woche zu arbeiten - statt der üblichen fünf halben.

In jedem Fall muss jedoch zunächst die Hürde des Bewerbungsgespräches genommen werden. "Authentisch bleiben", rät Thomas Beige, Berater beim Personalvermittler Poolia. "Jede Lücke im Lebenslauf muss überzeugend begründet werden. Elternzeit ist eine überzeugende Begründung, die sich zudem auch durchaus positiv darstellen lässt." So seien Eltern in Schlüsselqualifikationen wie Organisationstalent, Stress-Resistenz und Improvisationsvermögen bestens geschult. Wie eine heimische Krisensituation durch Einfallsreichtum gemeistert wurde, lasse sich gut in eine Anekdote verpacken. "Arbeitgeber interessieren sich neben der fachlichen Qualifikation für die Persönlichkeit des Bewerbers. Wer es im Gespräch schafft, locker zu erzählen, transportiert nicht nur den Inhalt, sondern auch andere Faktoren, wie Humor oder Gelassenheit", sagt Beige.

Zudem rät er, beim Wiedereinstieg soziale Netzwerke zu nutzen. Über Facebook, Twitter, Google Plus und Xing lassen sich wertvolle Kontakte zu Ex-Kollegen halten und neue knüpfen. Beate Westphal sieht im Netz Möglichkeiten, sich frühzeitig zu präsentieren. Westphal ist "Traumjob-Detektivin", Gründerin der Website "Keksbank" mit angeschlossenem Talentcafé und Buchautorin. Beate Westphal empfiehlt: "Demonstrieren Sie die Liebe zu Ihrem Traumjob." Das könne in kleinen Schritten aus dem Privatleben heraus geschehen. "Machen Sie PR für ein Non-Profit-Unternehmen oder für die Schule ihrer Kinder. Ihre Erfolge können Sie dann über Twitter und Facebook verbreiten."