Einen singenden Physikprofessor trifft man nicht so oft - zumindest keinen professionell ausgebildeten. Doch Stefan Müller, 44, ist so einer. Als Professor für theoretische Materialwissenschaften lehrt und forscht er seit drei Semestern an der Technischen Uni Hamburg - und blickt auf eine Karriere als Musicalsänger zurück, zumindest auf eine kurze.

"Ich bin auf ein musisches Gymnasium gegangen", erzählt er. Der Chorleiter habe ihm geraten, seine Tenorstimme fördern zu lassen. Zehn Jahre ließ Müller sich ausbilden, bis hin zur Bühnenreife. "Damals hatte ich Angebote von musischen Hochschulen", sagt er. "Aber ich wollte immer Physik studieren, ursprünglich Astronomie."

Einen Traum hat sich Müller damals dennoch erfüllt: Er sang die Hauptrolle in einem Musical. "Aber wenn man 25-mal in zwei Monaten die gleiche Rolle gesungen hat, dann weiß man, welche Vorteile es hat, wenn man das nicht sein Leben lang macht", sagt er und lacht. Zurzeit singt er vor allem beim Autofahren, doch mittelfristig möchte er auch wieder in seine musikalische Entwicklung Zeit investieren. "Musik ist wie Yoga, da verschwinden die Probleme wie von selbst."

Dass der Professor vorerst in Hamburg bleiben möchte, steht für ihn fest, "weil ich die wissenschaftlichen Möglichkeiten für fantastisch halte". Und bald wird sich auch sein größter Wunsch erfüllen: Seine Frau und die beiden Söhne (8, 12) ziehen aus Mittelfranken endlich nach Hamburg.