An der Universität, in Instituten und auf dem Rathausmarkt bekommen Besucher bei der 4. Nacht des Wissens einen Einblick in den manchmal aufregenden Uni-Alltag

Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da - auch zum Lernen. Am 29. Oktober findet die 4. Nacht des Wissens statt. 45 Hochschulen, Forschungsinstitute und wissenschaftliche Einrichtungen öffnen dazu ihre Pforten. Erstmals gibt es zudem auf dem Rathausmarkt etwas zu sehen, zum Beispiel aus dem "Archiv des Lebens". So nennt Museumspädagoge Daniel Bein die Sammlung des Zoologischen Museums mit seinen mehr als zehn Millionen Exponaten und den mehreren Tausend lebendigen Tieren, die im Zoologischen Institut ihr Zuhause haben. Doch die Wissenschaftler sind nicht nur mit der Einordnung und Erforschung der jeweiligen Arten beschäftigt. Manchmal sind sie buchstäblich kriminalistisch tätig. So gehen vom Zoll beschlagnahmte Objekte ins Zoologische Institut zur Artenbestimmung. "Schließlich können die Zöllner unmöglich alle geschützten Tierarten kennen", erklärt Bein. Außerdem lassen sich die Schmuggler einiges einfallen, um die Beamten zu täuschen. "Da wird ein Schneeleopardenfell mit Lebensmittelfarbe eingefärbt und als Kaninchen ausgegeben. Oder ein Ozelot von einem Präparator auf Hauskatze getrimmt", erzählt Bein.

Manchmal jedoch sind die Schmuggler selbst die Betrogenen. "Wenn sich etwa das in der traditionellen asiatischen Heilkunst heiß begehrte Tigerknochenmehl als simples Schweineknochenmehl herausstellt." Glück im Unglück für den Ertappten: Nur der Tiger ist geschützt, das gemeine Hausschwein nicht. Doppeltes Pech hingegen hatte ein Kandidat, der mit einer Flasche Schlangenwein aufgefallen war. "Eingelegte Kobras sind besonders beliebt. Unsere Analyse ergab jedoch, im Wein dümpelte nur eine platt gehauene Ringelnatter." Pech für den Schmuggler, die ist ebenfalls geschützt.

Diesen praktischen Aspekt seiner Arbeit demonstrieren Bein und seine Kollegen in der Nacht des Wissens auf dem Rathausmarkt, im großen Wissenschaftszelt. "An unserem Stand finden sich zahlreiche beschlagnahmte Objekte. Der Zoll wird vor Ort sein, um zu erläutern, was eingeführt werden darf und was nicht." Im Zoologischen Museum im Grindelviertel können Besucher in kleinen Gruppen die vielfältigen Tierpräparate erkunden, darunter auch Walross Antje und Orang-Utan-Dame Leila aus dem Tierpark Hagenbeck.

Das Gesamtangebot der Nacht des Wissens umfasst etwa 650 verschiedene Angebote. Allein 120 Programmpunkte bietet die Universität Hamburg. Direkt vor dem Universitätsgebäude parkt der "Nanotruck" mit Animationen zur Nanotechnologie, drinnen präsentieren sich die Geistes- und Rechtswissenschaften sowie die Informatik und das Rechenzentrum. Zudem sind das Konfuzius-Institut und die Sternwarte zu Gast. Im Westflügel stellen die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, die Erziehungswissenschaft, die Psychologie und die Bewegungswissenschaft die Vielfalt ihrer Forschungsschwerpunkte vor. Und so reicht das Spektrum von einem Schnupperkurs Chinesisch bis zu einer Demonstration des Fachbereichs Archäologie: Laserscanning, 3-D-Vermessung, Modellierung und Rekonstruktion lassen längst vergangene Zeiten wieder lebendig werden. Die Podiumsrunde "Globale Gesellschaft" geht der Frage nach, wie sich eine gemeinsame Weltkultur herausbildet. Und im Universitätsklinikum Eppendorf lassen sich - anhand kleiner Lehrfilme - verschiedene Operationen erleben.

Doch wie soll man sich in der Fülle der Angebote orientieren? "Sie können unserem Programm folgen. Angebote für Kinder sind dabei vermerkt, und für Studenten in spe ist sicher der Programmpunkt ,Mikrokosmos Uni: Quiz zu den Themen Forschung, Lehre und Bildung' interessant", sagt Gaby Gahnström von der Universität Hamburg Marketing GmbH.

Nicht zu vergessen: die Cocktailmaschine. Messen, Steuern und Regeln chemischer Versuchsanlagen im Labormaßstab werden hier am Beispiel eines Cocktail-Reaktors demonstriert. "Die Maschine funktioniert nahezu vollautomatisch", erklärt Christian Retusch, Doktorand am Institut für Technische und Makromolekulare Chemie. Selbst wenn ein Besucher seinen Cocktail "mit Schuss" wünscht. "Dann kommt ein Element der Lego ,Mindstorms'-Serie zum Einsatz: ein kleiner Computer-Buddy, der über optische und Druck-Sensoren verfügt und dafür sorgt, dass eine Rumspritze in den Cocktail geleert beziehungsweise wieder neu gefüllt wird."

Die Cocktailmaschine befindet sich im großen Wissenschaftszelt auf dem Rathausmarkt. Im Rathaus selbst findet um 16.45 Uhr die feierliche Eröffnung durch die Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Dr. Dorothee Stapelfeldt, statt. Gleich im Anschluss kommen die Kleinen zu Wort. Hamburger Grundschulkinder haben Hunderte Fragen eingereicht. Einige ausgewählte werden ab 17 Uhr in der Rathausdiele beantwortet. Eine davon: Können Gehörlose eigentlich denken, so ganz ohne Lautsprache? Pamela Sundhausen und Britta Harms, beide gehörlos, vom Institut für Deutsche Gebärdensprache, führen ein in die Welt von Fingeralphabet und Gebärdenschrift. "Und wir erklären den Kindern, dass es dem Sprachzentrum im Gehirn ganz gleich ist, ob es die Impulse optisch oder akustisch erhält", erläutert Harms.

Insgesamt beteiligen sich mehr als 45 Hochschulen, Institute und wissenschaftliche Einrichtungen aus Hamburg, der Metropolregion und Norddeutschland an der Nacht des Wissens. Über 650 Angebote sind dabei, natürlich kostenfrei für die Besucher.

Das Angebot reicht von wissenschaftlichen Projekten über Ausstellungen, spannende Vorträge und Diskussionen, sowie Führungen und fesselnde Experimente bis zu verschiedensten Mitmachaktionen. Ein kostenloser Shuttleservice verbindet die verschiedenen Anlaufstellen - zum Beispiel die HafenCity Universität im Norden, Desy im Westen, die Helmut Schmidt Universität im Osten oder die Technische Universität Hamburg Harburg im Süden der Stadt - mit der Zentralhaltestelle am Jungfernstieg.

"Unser Ziel ist es, den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen unserer Universität zu erlauben, ihnen Gelegenheit zu geben, hochkarätige Experten zu treffen, die sachkundig und anregend in die verschiedenen Fachgebiete einführen, und sie damit zum Staunen zu bringen. Und natürlich wollen wir zeigen, wie vielfältig die Forschungsgebiete bei uns sind", sagt Gaby Gahnström von der Universität Hamburg Marketing.

Die Tatsache, dass die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung dieses Mal mit dem Wissenschaftszelt auf dem Rathausmarkt steht, stimmt sie zuversichtlich. Vielleicht ein gutes Zeichen für mehr Rückhalt seitens der Stadt für die Hochschulwelt.

www.nachtdeswissens.de