Günstige Zimmer sind in Hamburg sehr schwer zu finden

Zugegeben, ein wenig anders hatte sich Frank Geilenkirchen seine erste Nacht in der Hansestadt vorgestellt. Mit der Studienbestätigung in der Hand und ein paar romantischen Hamburgbildern im Kopf wurden die Bedenken in Form warnender Stimmen erst einmal weggewischt: "Prekäre Wohnsituation? Bisher habe ich immer mein Zimmer bekommen", dachte er da noch, zwei Wochen vor Studienbeginn. Viele Telefonate später wurden die Befürchtungen aber schließlich zur vierbettzimmerschweren Gewissheit: Ja, das mit der Wohnung - das ist vielleicht doch nicht so einfach.

Frank Geilenkirchen, 25 Jahre alt, ist gerade von Berlin nach Hamburg gezogen. Zumindest hat er das versucht. Er hat zwar einen Studienplatz für das begehrte Masterstudium Medienmanagement ergattern können, eine Wohnung zunächst aber noch nicht. Zu Semesterbeginn wird Frank im Hostel schlafen. Für ein paar Euro in einem kleinen, gedrängten Vierbettzimmer, mitten auf dem Kiez, auf St. Pauli.

Wie Frank geht es vielen Studenten. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber dass der Wohnungsmarkt in Hamburg völlig überlaufen ist, ist ein stadtbekanntes Problem. Erst im letzten Jahr bestätigte das eine Studie der HSH-Nordbank des Immobilienfinanzierers HCI Capital und des Bauträgers NCC Deutschland. Danach sind besonders stark große Familien oder Menschen mit kleinem Einkommen betroffen.

Für viele Studenten ist das eine nervliche Zerreißprobe noch vor Studienbeginn. "Ich kann die Telefonate, die vielen oft unbeantworteten Mails nicht mehr zählen", sagt Frank. Nicht selten wurde er bei Besichtigungsterminen versetzt. Ansonsten musste er Fragebögen beantworten oder Alkoholverträglichkeitstests machen. Hanseatenpatriotismus und Mitgröltauglichkeit sind nur zwei der Kriterien auf dem Weg zur richtigen Wohnung. Dass dabei auf halber Strecke sogar Makler kapitulieren, das war für Frank allerdings der eigentliche Schock: "Die haben oft schon im Vorfeld gesagt, dass sie für mich nichts tun können", sagt er.

Wer in Hamburg eine Wohnung sucht, der hat viele Möglichkeiten sich über die prekäre Lage ein Bild zu machen. Mittwochs bis sonnabends erscheinen Immobilienanzeigen in den großen Hamburger Tageszeitungen, so auch im Abendblatt. Zusätzlich gibt es ein Angebot im Internet. "Um da eine Chance zu haben, musst du eigentlich permanent online sein. Ich habe mit Vermietern eine halbe Stunde nach dem Einstellen des Inserats telefoniert - und die Wohnung war bereits weg", berichtet Frank.

Auch das Studierendenwerk bietet Wohnraum an - 22 Wohnhäuser und Wohnanlagen mit mehr als 3700 Plätzen. Im Verhältnis zu 60 000 immatrikulierten Studenten kommen aber nur etwa neun Prozent unter, und es müssen lange Wartezeiten über Monate eingerechnet werden.

Besonders hart trifft es diejenigen, die von außerhalb kommen. Ortsfremd zu sein heißt nicht nur, dass es schwierig ist, eine sogenannte "gute Lage" einzuschätzen, sondern auch, dass der Druck etwas zu finden wesentlich höher ist. Die Alternative ist nicht die Straße, aber schon mal die Jugendherberge. Immerhin: Das Studentenwerk vermittelt allen kurzfristig wohnungslosen Studenten für ein paar Tage eine Jugendherberge oder ein Hostel. Erster Anlaufpunkt auch für Frank, denn vor Ort sind Besichtigungstermine flexibler wahrzunehmen. Und so konnte Frank mittlerweile ein Zimmer finden. Mit einem Mitbewohner auf derselben Wellenlänge, mit den Kosten zufrieden und in Eimsbüttel. Kein Vierbettzimmer mehr, und die kleinen Bars nebenan sind doch netter als der Kiezrummel.

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