Berufsporträt: Lichtplanerin Maja Weßels sorgt für stimmige Beleuchtung in jedem Raum - in Kaufhäusern ebenso wie in Kirchen

Hamburg. Richtig zufrieden ist Maja Weßels mit ihrer Arbeit erst, wenn man sie am Ende gar nicht wahrnimmt. Dann hat die 37-jährige Lichtplanerin alles richtig gemacht: "Licht soll Teil der Architektur sein und sie zur Geltung bringen, aber nie selbst im Vordergrund stehen." Der Anspruch ihrer Zunft: Die Menschen sollen sich durch Licht wohlfühlen. "Dafür muss die Beleuchtung subtil eingesetzt werden", erklärt Wessels, die seit dreieinhalb Jahren bei der Firma Peter Andres Lichtplanung arbeitet.

Was einfach klingt, ist hochkomplex. Jedes Projekt - egal ob privates Treppenhaus oder Flughafen - beginnt mit einer Bestands- und Umgebungsanalyse. Wie viel Tageslicht fällt zu welcher Stunde wie stark in die Räume? Schlucken Möbel, die Farbe des Fußbodens oder der Wand viel Licht? Zu welchen Zeiten werden die Räume genutzt und wie flexibel? Soll ein Objekt besonders hervorgehoben werden? Wie lässt sich der Energieverbrauch reduzieren? Für die Antworten darauf wird das Tageslicht gemessen, werden Grundrisse und Einrichtung analysiert, bestehende Beleuchtungssysteme unter die Lupe genommen und Gespräche mit Architekten und Bauherren geführt.

Hat Weßels alle Informationen beisammen, kann sie mit einer 3-D-Simulation am Computer oder später am nachgebauten Modell die Wirkung von Raum, Material und Licht untersuchen. "Für die emotionale Beurteilung spielt die Atmosphäre des Raumes eine entscheidende Rolle", sagt Weßels. Einige Bauherren, die solche Modelle gesehen haben, hätten später im fertigen Bau das Gefühl, schon einmal dort gewesen zu sein. "In einem stetigen Optimierungsprozess probieren wir am Modell immer wieder neue Varianten aus", sagt Weßels. Durch andere Lichtsysteme entstünden auch komplett andere Eindrücke vom Raum. Ausstrahlungswinkel, Entblendung, Wirkungsgrad, Lichtfarbe und viele weitere Faktoren müssen stimmen. Dafür testet Weßels nicht nur Leuchten, sondern baut sie bei Bedarf um. Zudem steht das Thema Energieeinsparung bei zahlreichen Aufträgen ganz oben. Dieses Ziel wird nicht nur durch neueste Technologien erreicht. So weit wie möglich soll auch die intelligente Nutzung des Tageslichts den Einsatz von Kunstlicht reduzieren.

Die Abstimmung mit Architekten und Bauherren begleitet alle Ideen. "Dabei muss man manchmal auch Überzeugungsarbeit leisten", sagt Weßels. Wie etwa bei der Passage des Salzburger Bahnhofs, einem Projekt der Firma Peter Andres Lichtplanung. So plante der Architekt für die Passage erst einen schwarzen Bodenbelag, der allerdings nicht ins Lichtkonzept passte. Für ein optimales Gesamtergebnis ließ er sich dann auf Weiß ein.

Weßels ist über Umwege zu ihrem Job gekommen. Nach dem Architekturstudium entwarf sie erst einmal sechs Jahre Einfamilienhäuser. "Das Thema Licht hat mich schon immer interessiert, aber während meines Studium gab es kaum Möglichkeiten in dieser Richtung", sagt Weßels. Erst durch ein Praktikum bei ihrem heutigen Arbeitgeber erhielt sie umfangreichen Einblick in das Metier - und blieb in der Firma. "Die technische Seite habe ich mir dann über Seminare und im Job angeeignet", sagt Weßels. Die Anforderungen sind vielschichtig, auch deshalb arbeitet sie immer im Team. Vom Architekten und Innenarchitekten über Elektrotechniker und Medientechniker bis zum studierten Lichtdesigner ziehen unterschiedliche Fachleute an einem Strang. Trotzdem muss man den grundsätzlichen Spagat zwischen Gestaltung und Technik auch allein bewältigen können.

Heute sind Lichtplaner in immer mehr Bereichen gefragt. "Das Hauptfeld liegt allerdings im öffentlichen Bereich, egal ob Bahnhof, Museum, Schule oder Kirche", erklärt Maja Weßels. Aber auch für große Geschäftshäuser, wie Banken oder Einkaufszentren, werden die Experten hinzugezogen. Ins rechte Licht gesetzt hat Weßels zum Beispiel den Hamburger Michel und das Bürogebäude International Coffee Plaza in der HafenCity. "Projekte können einige Wochen oder mehrere Jahre dauern", sagt sie.

Die Ziele und Lösungen sehen dabei je nach Auftraggeber immer anders aus. Im Michel etwa sollte die Lichtstimmung je nach Veranstaltung variieren, mit einem besinnlichen und geheimnisvollen Grundtenor. Altarbereich und Orgel wollte man herausheben, Kandelaber und Tageslicht ins Konzept einbinden. "Und durch die Indirektbeleuchtung der Gewölbedecken und Fensterlaibungen entsteht gleichzeitig eine schöne Außenwirkung bei Nacht", sagt Weßels zufrieden.