"Mein Bruder hat mich mal gefragt, was ich meinen Studenten eigentlich sechs Semester lang über einen Faden erzähle", sagt Thomas Meyer zur Capellen und lacht. Seine Antworten hat der Professor für Textiltechnologie an der Akademie Mode und Design (AMD) im "Lexikon der Gewebe" aufgeschrieben. Dass das mittlerweile zum Standardwerk geworden ist, hört der bescheidene Professor, der sogar seinen Titel lieber verschweigt, aber nicht so gern.

Der 65-Jährige hatte zunächst Kunst- und Theatergeschichte in Hamburg studiert, dann Textildesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). "Das Textil liegt uns im wahrsten Sinne des Wortes so nah, aber kaum einer denkt darüber nach", sagt er. "Dabei kann man einen Stoff genauso interpretieren wie einen da Vinci", sagt Meyer zur Capellen.

"Ich bin Chaot in meinen Vorlesungen, weil ich in Gedanken immer springe", gesteht der Professor. "Aber das mache ich nicht, um meine Studenten zu verärgern, sondern damit sie lernen, vernetzt zu denken." Was Meyer zur Capellen seinen Studenten mit auf den Weg geben möchte, ist auch, dass Lernen Spaß macht. "Wenn man das begriffen hat, ist es eine Lebensbereicherung", davon ist er überzeugt.

"Es ist meine Leidenschaft, Wissen zu vermitteln", sagt der Professor. Und, dass man wissen müsse, wie die Studenten ticken, um ihnen etwas beizubringen. Ein Beispiel? "Weil ich Raucher bin, nutze ich dieses Laster gleichzeitig als Kommunikationsbörse."