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Wenn man etwas Bestimmtes erreichen will, ist es oft besser, einen Umweg zu gehen. Das ist die Idee von "Obliquity". Dieser englische Begriff klingt allemal besser als das deutsche Pendant "Durchwurschteln", meint aber im Kern das Gleiche. Auf dem Weg zum Ziel muss man oft Umwege in Kauf nehmen und sich immer wieder neuen Gegebenheiten anpassen. John Kay, ehemaliger Management-Professor in Oxford, zeigt in diesem Buch, wie das funktioniert. Dem Autor gelingt es, das Thema über ökonomische Fragen hinaus auf das gesamte Leben auszudehnen.

Dabei erteilt er jenen kühlen Rationalisten eine Absage, die an die sogenannte Root-Methode der Entscheidungsfindung glauben. Diese besagt, dass alle Möglichkeiten, ein Ziel zu erreichen, auf einen Schlag rational erfasst und bewertet werden können. Doch das Leben ist kein Sudoku-Rätsel, bei dem es nur eine einzige Lösung gibt und keine Begleitumstände oder Reaktionen anderer Menschen das Ergebnis beeinflussen können. Wer vielschichtige Probleme zu lösen hat, wählt besser indirekte Wege und gelangt über Zwischenziele zur Lösung.

Präsentation: ++---

Kay breitet seine Überlegungen in launiger, anekdotenhafter Form aus. Zwar ist seine Sprache verständlich, doch den Gedankengängen zu folgen, erfordert bisweilen echte Anstrengung. Anhand vieler Beispiele versucht der Autor, seine Hypothese zu belegen. So unterhaltsam und erkenntnisreich das in einigen Passagen ist, die teilweise wahllose Aneinanderreihung von Beispielen ermüdet und ist wenig zielführend.

Praxiswert: +++--

Getreu seinem Motto gelangt also auch John Kay nur auf Umwegen zum Ziel. Dadurch mangelt es dem durchaus lesenswerten Buch an klarer Struktur. Der Autor vergibt so eine Chance, Skeptiker inhaltlich abzuholen und seine Botschaft klar zu vermitteln. Der Nutzen des Buchs liegt vor allem darin, gängige, starre Denkmuster der westlichen (Business-)Welt zu hinterfragen und alternative Lösungswege anzuregen. Sich durchwurschteln ist oft der beste Weg.

"Obliquity: Die Kunst des Umwegs" von John Kay. dtv Premium, 218 Seiten, 14,90 Euro