Er misst Immissionen, prüft Lüftungsanlagen - und kehrt Kamine

Da ließ Hitchcock grüßen: Als Schornsteinfegermeister Lutz-Matthias Peters sich einem Schornstein näherte, der von einem Vogelnest verstopft war, fühlte er sich in den Film "Die Vögel" versetzt. "Erst war es nur ein Dohlenpaar, das anfing mich zu umkreisen. Dann kamen immer mehr Vögel dazu, kreischten und machten einen ziemlichen Krach", erinnert er sich lachend. Das Gelege, das die Vögel beschützen wollten, musste trotzdem dran glauben - es verstopfte den Abzug in einem Wohnhaus. Das übliche Kehrgerät der Schornsteinfeger - Leine, Stoßbesen und Kratzer - reicht für so einen Einsatz aber nicht aus. Spezielle Ketten oder besonders harte Drahtkehrgeräte kommen zum Einsatz.

Etwa 25 bis 30 Prozent ihrer Arbeit verrichten Schornsteinfeger immer noch auf dem Dach. Schwindelfrei müssen sie darum auch heute sein. Und sie brauchen eine gewisse Beweglichkeit, wie Peters sagt: "Schließlich kommen wir nur durch die manchmal recht engen Luken aufs Dach." Allerdings bestimmen zunehmend Messungen und sicherheitstechnische Überprüfungen von Heizungs-, Abgas- und Lüftungsanlagen den Alltag der Männer und Frauen in schwarzer Kluft. "Auch müssen Schornsteinfeger über die Neuerungen der Bundesimmissionsschutzverordnung auf dem Laufenden sein, in denen zum Beispiel die Abstände der Schornstein-Mündungen von Fenstern geregelt sind. Oder sie müssen ihren Kunden erklären, dass laut Energieeinsparungsgesetz nun alle Heizungsrohre gedämmt werden müssen", erläutert Holger Bruns das größer gewordene Aufgabengebiet seiner Zunft.

Bruns ist Bezirksschornsteinfegermeister sowie Landesberufsbildungswart bei der Schornstein-Innung Hamburg, über die auch die Bewerbungen für die dreijährige Ausbildung laufen. "Damit nimmt die Hamburger Innung eine Sonderstellung ein. Nach einem Praktikum und erfolgreichem Einstellungstest vermittelt die Innung den Ausbildungsbetrieb." Schornsteinfeger sei ein Beruf mit vielfältigen Aussichten, sagt Bruns. "Wer mit einem guten Realschulabschluss in die Ausbildung startet, hat die Möglichkeit, parallel zu seinem Berufsabschluss die Fachhochschulreife zu machen und anschließend etwa Versorgungstechnik zu studieren."

So hätten manche Kollegen schon mit Anfang 20 einen Hochschulabschluss und erste Berufserfahrung zu bieten. Das sind gute Voraussetzungen, gerade angesichts der Umsetzung einer EU-Richtlinie zum freien Wettbewerb, die ab 2013 zu mehr Konkurrenz im Geschäft führen wird. Bislang wusste ein Bezirksschornsteinfeger mit eigenem Kehrbezirk ganz genau, was er das Jahr über verdienen würde. Bruns: "Das ändert sich jetzt. Nun ruft der Kunde den Schornsteinfeger seines Vertrauens."

Was sich hingegen nicht ändert, ist das Erscheinungsbild der Schornsteinfeger. Wenn Lutz-Matthias Peters einen Kehrauftrag erhält, kommt er nach wie vor angeradelt. Nur wenn es um eine Immissionsschutzmessung geht, fährt er Auto. "Der schwere Messkoffer lässt sich per Rad nicht so gut transportieren." Doch die übrige Aufmachung ähnelt noch immer der von vor 100 Jahren: Mit schwarzer Jacke - Koller genannt -, Koppel (dem Gürtel mit gravierter Schnalle), Mundtuch, Hose samt Hosenträger, festem Schuhwerk und Zylinder macht sich Peters auf den Weg.

www.schornsteinfeger-hamburg.de