Er vertritt den Kapitän auf der Brücke und manövriert das Schiff

Falk Bleckert hatte schon mit 14 Jahren den Traum, Kapitän zu werden. Nach dem Abitur machte der gebürtige Rostocker darum zunächst eine Ausbildung zum Schiffsmechaniker. Anschließend besuchte er die Fachhochschule Wismar/Warnemünde, wo er 2008 das Nautische Patent erwarb, also die offizielle Bescheinigung, Schiffe führen zu dürfen.

Wenig später heuerte Bleckert als Dritter Offizier bei Aida Cruises an. Derzeit fährt der 28-Jährige als Erster Offizier auf der "Aidaluna". In dieser Funktion ist er auch als Wachoffizier im Einsatz. Nautische Wachoffiziere sind in der militärischen und zivilen Schifffahrt zu finden. In Vertretung des Kapitäns sind sie für die Steuerung des Schiffes verantwortlich und darüber hinaus auch für die Sicherheit von Mannschaft, Ladung und Passagieren. Während ihres Wachdienstes, der meist vier Stunden dauert, müssen die Offiziere das Schiff sicher navigieren: die nautischen Instrumente im Blick haben, Geschwindigkeit und Position überprüfen, die nationalen und internationalen Schifffahrtsvorschriften berücksichtigen und bei Kursänderungen das Manöver einleiten. "Die Brücke ist die Sicherheitszentrale eines Schiffes", sagt Bleckert. "Hier laufen alle Informationen zusammen. Sie muss daher rund um die Uhr besetzt sein, auch wenn das Schiff im Hafen liegt." Dann ist das Augenmerk des Wachoffiziers zum Beispiel darauf gerichtet, ob beim Wechsel der Gezeiten die Leinen und die Gangway sicher sind und ob das Schiff jederzeit ausreichend Crew an Bord hat, um eine Notsituation zu beherrschen. Und nicht zuletzt ist der Wachoffizier auch dafür verantwortlich, dass alle Auflagen des Brandschutzes an Bord eingehalten werden. Wachoffiziere dürfen die Brücke so lange nicht verlassen, bis sie von einem anderen nautischen Offizier abgelöst werden.

Falk Bleckerts Wachdienst auf der "Aidaluna" beginnt entweder um vier Uhr morgens oder um 16 Uhr am Nachmittag. Unterstützt wird er dabei von einem Vollmatrosen, der ein ausgebildeter Schiffsmechaniker ist und in dieser Funktion Watchman genannt wird. Er steht als Ausguck auf der Brücke. "Disziplin, Verantwortungsbewusstsein und ein gutes Reaktionsvermögen gehören zu den Grundvoraussetzungen, die ein Wachoffizier mitbringen sollte", sagt Rudolf Rothe, Schulleiter der Staatlichen Seefahrtschule Cuxhaven.

Für Falk Bleckert ist Manövrieren das Schönste an seinem Beruf. "Es ist ein unglaublich tolles Gefühl, in der Lage zu sein, ein mehr als 250 Meter langes Schiff zu beherrschen", sagt der Offizier. "Aufgrund der meteorologischen Bedingungen ist jedes Manöver anders. Vor allem bei starkem Wind ist es eine hohe Kunst, einen Naturhafen wie Valletta anzulaufen oder aber ein Schiff per Handruder durch die engen Fjorde Norwegens zu manövrieren."

Die Schiffsoffizier-Ausbildungsverordnung regelt die Ausbildung zum Nautischen Wachoffizier. Sie schreibt den Abschluss an einer Seefahrtschule oder ein Fachhochschulstudium sowie ein Mindestalter von 18 Jahren vor. Nach zwölf Monaten Seefahrtszeit als Nautischer Wachoffizier kann das Befähigungszeugnis "Erster Offizier" erworben werden. Nach weiteren, mindestens 24 Monaten als Nautischer Wachoffizier oder nach mindestens zwölf Monaten als Erster Offizier kann man Kapitän werden. Dazu wird man berufen. Damit kann auch Falk Bleckerts Traum bald wahr werden.