Ein Kommentar von Mark Hübner-Weinhold

Umzüge stehen in den gängigen Auflistungen von Stressfaktoren ganz weit oben. Wer seinen Haushalt von A nach B verlagert und das womöglich noch ohne professionelle Möbelpacker, kratzt nervlich schnell an der Belastungsgrenze. Ausmisten, abbauen, einpacken, verladen, transportieren, ausladen, stapeln, auspacken, aufbauen, einsortieren. Dazu kommen bürokratische Pflichten, diverse Einkaufstouren durch Baumärkte und Möbelhäuser, endlose Lieferzeiten beim neuen Sofa sowie mehr oder minder aufwendige Renovierungsarbeiten.

Immerhin geschehen die meisten privaten Umzüge freiwillig, und am Ende steht ein schönes neues Zuhause. Und es macht doch Spaß, seine vier Wände neu zu gestalten, allein, mit dem Partner oder der Familie.

Spaßbefreit sind dagegen Umzüge in Büros, zumindest für diejenigen, die den innerbetrieblichen Ortswechsel organisieren. Kaum verbreitet der Flurfunk erste Gerüchte eines Abteilungsumzugs, so melden sich die ersten Kollegen mit ihren Wünschen und Sorgen. Warum man unbedingt ein Einzelbüro brauche, warum andere Kollegen bevorzugt würden und wieso man überhaupt umziehen müsse.

Keine Frage: Da sich für die Kollegen ihr tägliches Arbeitsumfeld verändert, gilt es möglichst frühzeitig und offen über die Pläne zu sprechen und vor allem zuzuhören. Denn ganz praktische Dinge, die Arbeitsabläufe betreffen, lassen sich nicht an Gebäudegrundrissen entscheiden.

Doch irgendwann schlägt die Stunde X. Dann muss entschieden werden. Und dafür gilt 80/20. Soll heißen: Keine Entscheidung wird es allen recht machen, kein Beschluss kann perfekt sein. Wer jede Kommastelle und jeden Einwand berücksichtigen will, wird am Ende nicht entscheiden. Wer zu lange analysiert, paralysiert. Das gilt nicht nur für Umzüge, sondern für jede Managemententscheidung.

Niemand kann mit absoluter Sicherheit entscheiden und führen. Mutig ein Restrisiko von 20 Prozent einzugehen, ist besser, als gar nicht zu entscheiden. Denn die meisten Fehler lassen sich später korrigieren. Nicht getroffene Entscheidungen aber lähmen das Unternehmen.