Er arbeitet Fassaden auf und lässt alte Designs wieder aufleben.

Hamburg. Nicht nur für Altbaufans sind sie das i-Tüpfelchen: extravagante Schmuckleisten, verspielte Dekore, Figuren und Rosetten aus Stuck an Wänden, Decken oder Fassaden. "Hamburg ist neben Berlin eine echte Hochburg des Stucks. In fast allen Stadtteilen finden sich Gebäude mit aufwendigen Stuckornamenten, da gibt es für Stuckateure viel zu tun", sagt Obermeister Wolfgang Auer. So verwundert es wenig, dass die etwa zehn Unternehmen im Hamburger Stadtgebiet, die Stuckarbeiten ausführen, gut gefüllte Auftragsbücher haben.

Seine Hochzeit hatte Stuck zur Zeit des Barock und des Jugendstils. Mit der Bauhaus-Ära begann um 1920 eine neue Zeitrechnung, Stuck war nicht mehr angesagt. Viele Altbauten wurden regelrecht "entstuckt", Hausherren hängten zum Beispiel ihre wunderschönen Stuckdecken ab. "Heute erfahren Altbauten mit Stuckfassaden und Stuckelementen im Innenbereich wieder eine große Wertschätzung", sagt Mike Hecker, einer von etwa 30 Stuckateuren im Hamburger Stadtbereich. Den Beruf des Stuckateurs hat er wie sein Vater Klaus von der Pike auf gelernt. Seit 1992 ist Hecker Inhaber des Traditionsbetriebs O. Werner und Söhne in Eppendorf. Den Großteil seiner Arbeit machen Restaurierungsarbeiten und Aufarbeitungen an Gebäudefassaden aus. Fehlende Stuckteile werden ergänzt oder Balkonkonsolen neu aufgebaut. Zuvor gilt es, die Fassaden mit einem Wasserdruck von etwa 40 bar zu reinigen. Auch um die Restaurierung des Stucks im Innenbereich kümmert sich Mike Hecker. Dabei müssen häufig gleich mehrere Farbschichten abgetragen werden - eine aufwendige Arbeit. Zum Einsatz kommt dabei Bio-Beize, ein Spachtel würde den empfindlichen Stuck zerkratzen.

Darüber hinaus stellen Stuckateure auch historische Stuckelemente wieder her. Der Alabastergips wird dafür in spezielle Silikonformen gegossen. Mike Hecker verfügt über eine extrem große Sammlung an Stuckelementen, die ständig größer wird. Denn wenn der 44-Jährige in einer Wohnung oder an einer Fassade Motive entdeckt, die er noch nicht kennt, nimmt er immer einen Abdruck. "Es macht einfach Spaß, alte, fast vergessene Designs neu aufleben zu lassen", sagt Hecker.

Vor einer Sanierung sollte man feststellen lassen, aus welcher Epoche mögliche Stucküberreste stammen. Für Bauten vor 1900 empfehlen Stuckateure verschnörkelte oder klassische Formen, bei Bauten nach 1900 sollte es schon der Jugendstil sein. Mit seinem Sinn für traditionelle Stilelemente trägt der Stuckateur auch im Bereich der Restaurierung alter Denkmäler große Verantwortung.

Zu den weiteren Aufgaben der Stuckateure gehört es heute oft, Wände im Innen- und Außenbereich zu verputzen sowie Leichtbauwände herzustellen. Ebenso werden sie zunehmend für die Wärmedämmung von Gebäuden angeheuert. Stuckateure betreiben heute somit ein traditionelles, aber auch breit gefächertes Handwerk. "Es gibt kaum ein Bauteil, an dem der Stuckateur nicht tätig wird. Das macht unseren Beruf sehr abwechslungsreich", sagt Wolfgang Auer und nennt die Voraussetzungen, die man für diesen Beruf mitbringen sollte: handwerkliches Geschick, körperliche Fitness, Fingerspitzengefühl und Zuverlässigkeit. Zudem sollten Stuckateure schwindelfrei sein: Denn auf Leitern und Gerüsten kann es sehr hoch hinausgehen.