Im Hamburg Dungeon prüft er die Effekte und entwickelt neue Aufführungen

"Sie werden jetzt gehängt", hallt es bedrohlich durch den Raum. Flammen lodern auf, es ist heiß. Da vorn liegt eine Leiche. Wie ist dieser Mensch gestorben? Tatort Hamburg. Mittendrin Jörg Homeyer. Der 44-Jährige ist weder Ermittler bei der Polizei noch Stuntman. Sein Arbeitsplatz ist dennoch ungewöhnlich.

Jörg Homeyer ist Show-Manager im Hamburg Dungeon in der Speicherstadt. Sein Tag beginnt um 7.30 Uhr, zweieinhalb Stunden vor der Öffnung der Hamburger Attraktion. "Dungeon" ist englisch und bedeutet Kerker. Hier erwartet das Publikum jeden Tag spannende und gleichzeitig informative Unterhaltung zu Hamburgs Geschichte mit dem großen Feuer, der Flut und den dunklen Kapiteln Pest und Inquisition.

"Wir arbeiten viel mit Rauch und Nebel", sagt Homeyer, "deshalb müssen die Brandmelder tagsüber ausgestellt werden." An manchen Tagen übernimmt Homeyer selbst diese Aufgabe und prüft danach jeden Effekt für die 90-minütige Show: Lichter, Nebel, den Fahrstuhl und die Folterkammer. Nicht zu vergessen das klopfende Herz der Pestleiche. Ebenso führt er Sicherheitschecks bei den fünf Fahrgeschäften durch, prüft zum Beispiel Schrauben auf festen Sitz. "Der Check erfolgt jeden Morgen - regelmäßige TÜV-Überprüfungen sind ohnehin Pflicht."

Zum Team des Show-Managers gehören vier Techniker und fünf Bediener der Fahrgeschäfte. Insgesamt arbeiten im Dungeon 100 Menschen an 364 Tagen im Jahr, darunter sind 40 Schauspieler. Sie spielen und erklären in zwölf Shows geschichtliche Attraktionen - und können bis auf wenige Vorgaben, Kostüm und Eckdaten betreffend, improvisieren und ihre Rolle selbst gestalten. "Besonders beliebt sind seit Beginn des Dungeon vor elf Jahren Inquisition und Pest", sagt Homeyer, der den Betrieb mit anfangs 60 Mitarbeitern mit aufgebaut hat.

Der Show-Manager ist Elektroinstallateur, hat nach seiner Ausbildung als Servicetechniker - auch im Schiffbau - gearbeitet. Der Beruf sei eine gute Basis für seinen Job, sagt er. Zehn Jahre lang war Homeyer im Hansa Park Sierksdorf beschäftigt, lange Zeit als stellvertretender Bereichsleiter der Abteilung Shows. "Ich hatte im Hansa Park zunächst als Beleuchter sechs Monate reingeschnuppert und fand Gefallen an der Theatertechnik", sagt der Manager, der auch einige Monate beim NDR als Lichttechniker gearbeitet hat. Dort sei es ihm jedoch "zu bürokratisch" zugegangen. "Ich brauche Wirbel und Action", sagt Homeyer.

Kreativität und visionäres Denken bei der Suche nach neuen Effekten und Attraktionen gehören ebenfalls zu seinem abwechslungsreichen Job. So entwickelt Homeyer auch Neuerungen wie etwa den Klappmechanismus des Folterstuhls. "Unser Programm ist eine Mischung aus Schrecken, Grusel und Lachen."

Dass der deutsche Humor ein grundlegend anderer ist als der englische, merkt Homeyer, wenn er seine neuen Ideen mit dem Headquarter in England abstimmen muss. "Dann heißt es, einen Konsens zu finden, vor allem, wenn es darum geht, welcher Effekt sich in Hamburg vermarkten lässt. Dabei kommt es häufig zu heftigen Diskussionen", sagt der Show-Fachmann. Derzeit arbeitet Jörg Homeyer an einer Erweiterung des Programms. Dafür holt er sich Inspirationen aus den vier weiteren Dungeons in York, Amsterdam, Edinburgh und London.