Ein Kommentar von Jon Christoph Berndt

Wer im Berufsleben durch alle Karriereinstanzen so erfolgreich wie zufrieden sein will, der sollte unterwegs immer wieder einmal in den Spiegel schauen und sich fragen, ob er sich noch leiden mag. So, wie er gerade ist. Schnell schleift sich nämlich etwas ein, was Nehmen, Nicken, Durchmarschieren heißt; ganz ohne gelegentliche Umschau und wache Selbstkritik. Dann degeneriert der Mensch, und das geht heutzutage schnell. Er wächst aus sich heraus und ist bloß noch wie ferngesteuert unterwegs. Lange geht das nicht gut.

Jürgen Klopp, dieser Alleskönner und Tausendsassa von Borussia Dortmund, reflektiert sich immer noch. Das ist auf seiner andauernden Woge des Erfolgs alles andere als selbstverständlich. Seine seismografischen Fühler verhindern persönliche Beben vor dem Spiegel, bevor sie entstehen.

Sehr anschaulich wurde das, als er die Partnerschaft mit der Hamburg-Mannheimer Versicherung auf Eis legte. Und zwar bis der Budapester Sexparty-Skandal ausgeleuchtet ist. Wer ist schon so konsequent, wenn gerade viel zu nehmen und bequem vorzusorgen ist für schlechte Zeiten?

Herr Klopp ist es, und hier liegt es sicher an der Erdung, auch "an meinem Elternhaus, ich habe da immer Rückhalt". Für ihn zählt, was langfristig gut ist: "Man hat als Mensch die Möglichkeit, glücklich zu werden. Man muss sich aber seine Wünsche so einrichten, dass man sie auch erfüllen kann." Dazu gehört bestimmt der Wunsch, sich im Spiegel immer anschauen zu können.

Jeder hat die Möglichkeit zum Neinsagen; auch zum Ausstieg, wenn es gegen die eigenen Werte und Überzeugungen geht. Dann bedeutet ein Rückschritt tatsächlich zwei Schritte vor. Immer wieder innere Einkehr halten, sich selbst anschauen, ist so heilsam wie vorbeugend.

Rechtzeitig erkannt, gibt es laufend Möglichkeiten zur Korrektur des eigenen Weges. Besonders weil das ganze Leben zählt und die wahre Devise heißt: Lieber flach spielen und hoch gewinnen.

Jon Christoph Berndt ist Markenexperte, Management-Trainer und Keynote-Speaker. Im Internet unter www.human-branding.de