An fast allen Hochschulen gibt es heute Career Center. Sie helfen beim Berufseinstieg, sind aber auch Lebensberater

Hamburg. "Karriereplanung soll nicht nur berufliche und finanzielle Interessen berücksichtigen, sondern auch private wie Familienplanung und Hobbys", sagt Frauke Narjes vom Career Center der Uni Hamburg. Die Theologin ist seit 30 Jahren in der Beratung tätig und betreut Studenten und Absolventen bei der Berufsplanung bis zu zwei Jahre nach ihrem Hochschulabschluss.

Die Karriereplanung habe sich in den letzten Jahrzehnten massiv gewandelt. "Wir machen heute keine Berufsberatung im klassischen Sinne mehr", sagt Narjes. "Denn das Problem der Studis ist heute nicht mehr, an Informationen zu kommen, sondern die Fülle der Informationen für sich zu sortieren und zu bewerten."

"Berufsbiografische Gestaltungskompetenz" haben Narjes und ihre Kollegen von der Technischen Uni Hamburg und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) genannt, was die Studenten durch die Beratung entwickeln sollen. "Ziel ist es, dass sich die Studenten selber Gedanken über ihren Karriereweg machen und wir sie in diesem Entscheidungsprozess begleiten und unterstützen."

Dafür haben alle Career Center ein breites Angebot mit Seminaren zu vielen Themen rund um die Berufsfindung, von Rhetorik über Networking und Projektmanagement bis hin zu Moderation von Besprechungen und Präsentationstraining. "Je nach Bedarf bieten wir auch individuelle Beratung an, sei es bei der Entscheidung für eine Promotion oder wenn eine Absolventin durch eine Schwangerschaft eine längere Pause hatte", sagt Astrid Bültemeier vom Career Service der TU Hamburg.

Früher, so erzählt Frauke Narjes, sei die Laufbahn meist eine Abfolge von festen Stationen gewesen: Schule, Ausbildung, Studium, Arbeitsplatz. "Heute ist man als Arbeitnehmer zum unternehmerischen Selbst geworden und die berufliche Laufbahn eine Abfolge von Arbeitsprojekten." Eine Karriere sei nur eine temporäre Entscheidung.

Auch der Career Service der Leuphana Uni Lüneburg bietet regelmäßig Veranstaltungen zu den Themen Karriereplanung, Bewerbung und Schlüsselkompetenzen an und hat die Beratung in besonderer Weise an die Forschung der Uni geknüpft. "Mit Professor Andreas Hirschi haben wir jemanden an unserer Uni, der die berufliche Situation der Studenten nicht nur wissenschaftlich erforscht, sondern die Studenten auch durch Lehrveranstaltungen in ihrer Entscheidungsfindung unterstützt", sagt die Geschäftsführerin des Career Services, Ilka Buecher. "Das ist eine ideale Verknüpfung von Forschung und Lehre, von der alle im hohen Maße profitieren." Der Beratungsbedarf der Studenten unterscheidet sich je nach Fachrichtung. Lehramtsstudenten, Ingenieure und Informatiker kommen vergleichsweise selten. "Sie brauchen kaum Unterstützung, weil ihr Berufsweg klar festgelegt ist."

An der TU sind naturgemäß genau diese Technik-Studenten die Zielgruppe. Astrid Bültemeier vom Career Service bindet die Absolventen, die erfolgreich in einem Unternehmen gelandet sind, gleich in die Beratung ein. Wie arbeite ich? Wie ist mein Arbeitsplatz? Und was von dem Wissen, das ich mir an der TU angeeignet habe, kann ich heute sinnvoll verwenden? "Die Vorträge der Alumni bringen den Studierenden Klarheit über das Praxisfeld, indem sie später tätig sind, das kann ein toller Motivationsschub für geballte Prüfungsphasen sein", sagt die Beraterin.

Etwas anders arbeitet das Career Center der Hochschule für Musik- und Theaterwissenschaften. "Musiker bekommen ihren Platz in einem Orchester durch ein Probespiel", sagt Martina Kurth vom Career Center der HFMT. Sie vermittelt die Tricks, um sich psychologisch auf die Nervenprobe vorzubereiten. Außerdem lädt auch sie regelmäßig Gastreferenten ein, die erzählen, wie man einen künstlerischen Lebenslauf schreibt und seine Auftrittsangst in den Griff bekommt.

Trotz Unterstützung kommen nicht alle Studenten in einem Orchester unter. Doch auch für sie weiß Kurth Rat: "Da ist es unsere Aufgabe, zu zeigen, wie man auch als Freiberufler erfolgreich sein kann und vor allem, welche alternativen Berufswege es gibt."