Finanzinstitute bilden zweigleisig aus - am Schalter und im Hörsaal. Das duale Studium ist bei Azubis sehr gefragt

Hamburg. Als Vanessa Memering während eines Praktikums von dualen Studiengängen bei Banken hörte, stand für sie sehr schnell fest: "Das ist genau das Richtige." Bei der Hamburger Sparkasse ergatterte sie einen der begehrten kombinierten Ausbildungs- und Studienplätze. Jetzt büffelt die angehende Bankerin jeweils zehn Wochen an der Hamburg School of Business Administration (HSBA) Mathe und Statistik, Buchhaltung und Steuern, Informationstechnologie oder auch Sprachen. Anschließend geht es für je 13 Wochen in die Filiale, um vor Ort die Praxis zu erlernen. Sogar in der Urlaubszeit steht bei der dual Studierenden Arbeit auf dem Plan.

"Manchmal schreiben wir acht Klausuren in einer Woche", sagt Vanessa Memering. Doch die Ochsentour lohnt sich, findet sie. Wenn sie im September dieses Jahres ihre Ausbildung beendet, hat sie gleich zwei Abschlüsse in nur drei Jahren gemacht. Sie ist dann Bankkauffrau - und hat ein Zertifikat als Bachelor of Arts (BA) in der Tasche.

Den Auszubildenden gefällt die Verbindung von Theorie und Praxis

Immer mehr Abiturienten entscheiden sich für einen dualen Studiengang bei einer Bank. "An der Uni hätte mir der Praxisbezug gefehlt, in der Bank wäre mir die Theorie zu kurz gekommen", sagt Lara Wrusch, die gerade ihren Abschluss zur Bankkauffrau sowie den BA bei der Deutschen Bank gemacht hat. Pro Jahr stellt der Branchenprimus 600 Auszubildende ein, 60 davon dürfen zweigleisig fahren. "Diese Stellen sind besonders begehrt", sagt Oliver Stoisiek, Leiter Strategische Berufsausbildung. Das ist eine Erfahrung, die auch die Konkurrenzunternehmen machen: Von den bundesweit jährlich etwa 1000 Azubis bei der Commerzbank absolvieren 13 Prozent ein duales Programm.

Je nach Neigung und Lerntyp können die "Dualisten" bei den Instituten unter mehreren Abschlüssen wählen. Die Haspa zum Beispiel bietet neben dem BA an der Hamburg School of Business Administration einen Bachelor of Science an der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe an.

Die Commerzbank hat in Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg einen Bachelor of Engineering im Programm, der auf Aufgaben im Immobilienbereich vorbereitet. Die Postbank schickt ihre Mitarbeiter an die Frankfurt School of Finance and Management, wo sie in sieben Semestern einen Bachelor of Science erwerben können.

Den Abschluss zum Bankkaufmann machen die dual Studierenden nach zwei Jahren und erwerben das theoretische Wissen dafür in der Regel im Eigenstudium sowie in Seminaren. "Die Arbeitsbelastung ist enorm. Dafür sind die Absolventen im Unternehmen heiß begehrt für Positionen in Stabsabteilungen oder als Vorstandsassistent", sagt Andreas Küpper, Abteilungsleiter des Bereichs Mitarbeiterentwicklung bei der Postbank.

Selbst bei regionalen Instituten, die nach dem Abschluss keine Auslandseinsätze ermöglichen, stehen zumindest vorher Aufenthalte jenseits der Grenze an. So können Haspa-Dualisten einige Monate an einer Partneruni zum Beispiel in Dubai, London oder Helsinki studieren.

Die meisten Absolventen erwartet ein fester Job mit gutem Gehalt

Nach abgeschlossener Ausbildung winken dem Bachelor dann in der Regel eine feste Stelle und ein ordentliches Gehalt. "Wir übernehmen fast alle Absolventen", sagt Matthias Saecker, Leiter der Haspa Berufsausbildung. Die Bewerber zeigten Top-Leistungen. Meist starteten sie als Berater im Firmenkunden- oder Privatkundengeschäft und könnten dann zügig anspruchsvolle Vertriebs- oder Führungsaufgaben übernehmen.

Die Bewerbungen für die dualen Studiengänge gehen direkt an die Banken, die die Studiengebühren an den oftmals privaten Hochschulen ganz oder zum Teil übernehmen. Auf eine vertragliche Bindung für eine gewisse Laufzeit nach Abschluss der Ausbildung verzichten Institute wie die Haspa dennoch. Ein Punkt, den Abiturienten aber auf jeden Fall bei der Bewerbung klären sollten.

Die Postbank etwa zahlt den Studien-Azubis bis zum vierten Semester rund 1000 Euro monatlich, nach erfolgreich abgelegter Prüfung erhalten sie ab dem fünften Semester einen Teilzeit-Arbeitsvertrag. Der monatliche Verdienst steigt dann von zunächst 1200 Euro bis zum Abschluss des Studiums auf gut 1500 Euro. Die hohen Studiengebühren von 4500 Euro pro Semester sind damit kaum zu finanzieren, weshalb das Institut vergünstigte Darlehen anbietet. Zudem vergibt die Frankfurter Business School Stipendien.

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