Serie, Teil 9: Start ins Studium. Ins Ausland gehen, Praktika machen - wie man Semesterferien sinnvoll nutzt

Portugiesisch lernen, in einem Waisenhaus in Afrika arbeiten oder in einem qualifizierten Praktikum Berufserfahrung sammeln - die Semesterferien bieten für Studenten eine gute Gelegenheit, sich fernab von der Wissenschaft individuell weiterzubilden und auch bereits erste Berufsqualifikationen für die Zeit nach dem Studienabschluss zu sammeln.

"Praktika sind wichtig, um an einen potenziellen späteren Arbeitgeber heranzukommen", sagt Heinz Peter Lemm von der Hamburger Agentur für Arbeit, "sie aber nur zu sammeln, also ein Praktikum an das andere zu reihen, ist wenig sinnvoll, denn es kommt vor allem auf die Qualität der Stellen an." Wer in seinem Praktikum nur Kaffee kocht, sammele schließlich noch lange keine Berufserfahrung, und was ein Praktikant tatsächlich gelernt habe, fänden potenzielle Arbeitgeber in einem Vorstellungsgespräch später sehr schnell heraus, meint der Berufsberater für Abiturienten und Studenten. Deshalb rät er, sich bei der Auswahl des Praktikums vorab genau zu informieren. "Man sollte immer darauf achten, dass man mehr bekommt, als man gibt", sagt Lemm. Und das gelte nicht nur für den finanziellen Aspekt: "Vordergründig ist es gut für Praktikanten, wenn sie Geld bekommen, aber das sollte bei der Auswahl nicht das entscheidende Kriterium sein", sagt der Berufsberater. "Denn wenn ein Praktikum bezahlt ist, besteht auch immer die Gefahr, dass jemand als billige Arbeitskraft eingesetzt wird." Deshalb sollten Studenten in einem Vorstellungsgespräch unbedingt auch nach ihrem speziellen Aufgabengebiet fragen und gegebenenfalls das Praktikum lieber ablehnen.

Im positiven Fall jedoch gilt: Anders als während der Vorlesungszeit gelten für den Verdienst in den Semesterferien zumeist keine Beschränkungen, wie André Maßmann, Pressesprecher der AOK Hamburg, erklärt: "Die Arbeit im Semester ist begrenzt, sowohl im Verdienst als auch in der Wochenstundenanzahl, sonst fallen Beiträge für die Sozialversicherungen an", sagt der Experte. "Wer aber in den Ferien zwei Monate oder maximal 50 Arbeitstage nicht überschreitet, arbeitet generell sozialversicherungsfrei, unabhängig davon, was er verdient."

"Wer plant, in der vorlesungsfreien Zeit erste Berufserfahrungen zu sammeln, sollte in jedem Fall auch über einen Auslandsaufenthalt nachdenken", rät Berufsberater Heinz Peter Lemm, "denn im Ausland perfektioniert man nicht nur seine Fremdsprachenkenntnisse, sondern beweist auch Weltoffenheit und Flexibilität." Tanja Kuntz, Marketingleiterin bei Travelworks, vermittelt Studenten in sogenannte "Travel-and-Work-Programme", bei denen sie zum Beispiel in Neuseeland unter der Woche Kiwis pflücken und am Wochenende das Land bereisen. Sie weiß: "Die bezahlten Programme dauern zwar meistens länger als die Semesterferien, es gibt aber auch schon Angebote für zwei bis drei Monate, die sich gut in den Ferien unterbringen lassen." So könne man zum Beispiel für zwei Monate nach Norwegen gehen und dort auf einer Farm arbeiten. "Aber das ist nichts für zarte Geschöpfe", weiß die Expertin für Auslandsaufenthalte. "Einige unterschätzen die Arbeit auf dem Hof, die bei Wind und Wetter getan werden muss." Wer jedoch durchhalte, beweise Hartnäckigkeit, die auch im späteren Berufsleben von Vorteil sein könne, glaubt Kuntz.

Wer sich in den Ferien sozial engagieren möchte und mutig genug ist, auch unter schwierigen und gänzlich unvertrauten Bedingungen zu arbeiten, könne sich darüber hinaus für eine Freiwilligenarbeit in einem Entwicklungsland bewerben. "Die Programme beginnen in der Regel schon bei drei Wochen, so kann man danach noch in Ruhe seine Hausarbeit schreiben", sagt Kuntz. Die Auswahl an Jobmöglichkeiten ist dabei sehr vielfältig, von sozialer Arbeit in einem Waisenhaus in Ghana bis hin zum Natur- und Tierschutz. "In der Arbeit vor Ort wird Teamfähigkeit großgeschrieben, das ist ebenfalls ein wichtiger Punkt, der einem im späteren Berufsleben hilft", sagt die Auslandsexpertin. Daneben lassen sich die Programme unter bestimmten Bedingungen sogar gut mit den Studieninhalten kombinieren. "Wer zum Beispiel Logopädie studiert, kann in Ghana mit autistischen Kindern eine Sprechtherapie machen", erzählt Kuntz. "Das ist sicherlich abwechslungsreicher und spannender, als in einer Praxis in Deutschland. Und: Es weckt Aufmerksamkeit bei potenziellen Arbeitgebern, die eine solche Tätigkeit im Lebenslauf sehen."