Start ins Studium: Gute Referate müssen nicht perfekt sein - aber interessant. Sechs praktische Tipps

Hamburg. Referate an der Uni sind vielen ein Gräuel - Vortragenden ebenso wie Zuhörern. "Viele Studenten behandeln in ihren Referaten tolle Themen, haben super recherchiert, aber das kommt überhaupt nicht rüber, weil sie dastehen und das einfach runterleiern", sagt Detlef Krause, Mitglied bei den Hanserednern, einem Rede-Klub in Hamburg.

Dabei ist das Studium die ideale Zeit, um Vorträge zu trainieren. Schließlich werden sie auch im Berufsleben zunehmend wichtiger. Detlef Krause zum Beispiel arbeitet im Marketing. Dort müsse er häufig präsentieren, erzählt er. "Vor allem vor Menschen, die ich noch nie gesehen habe." Und da helfe nur üben, üben, üben. "Das Schwierigste ist der Moment, in dem ich merke, dass ich vor einem Publikum stehe und die mich jetzt alle angucken", weiß er aus eigener Erfahrung.

"Sich nicht drücken, sondern jede Möglichkeit wahrnehmen, um in irgendeiner Form einen Vortrag zu halten", ist deshalb der Rat von Kai Bollmann, der Rhetoriktraining für Studenten anbietet. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn wem graut nicht davor, vor völlig unbekannten Kommilitonen in einem großen Vorlesungssaal zu sprechen? Laut Bollmann hilft da nur eines: "Fangen Sie mit Referaten vor kleinen Gruppen an und arbeiten Sie sich dann langsam hoch. Dann lässt auch die Nervosität mit der Zeit nach."

Auch Anne Ulrich, wissenschaftliche Mitarbeiterin am bundesweit einzigen Lehrstuhl für Allgemeine Rhetorik in Tübingen kennt die Aufregung vor Vorträgen nur zu gut. Ihr Tipp: "Um die Nervosität zu bekämpfen, hilft Routine, und die bekommt man am Besten, wenn man das Referat vorher mal zu Hause vor Freunden hält", sagt sie.

Ist die Aufregung schon mal eingedämmt, bleiben immer noch etliche praktische Fragen übrig. Die wichtigsten Tipps für spannende Vorträge:

Die Ansprache: Ein perfekter Vortrag ist langweilig! Wer kleine Fehler und Hänger riskiert, dafür aber öfter mal eine Pause macht und in die Runde schaut, wird mit einem aufmerksamen Publikum belohnt.

Der Aufbau: "Bei Referaten ist wichtig, dass man sie gut strukturiert und sie in einer sehr verständlichen Form präsentiert, die aber nicht langweilig ist", sagt Dozentin Anne Ulrich. Deshalb sollte man sich vorher die Einteilung in Anfang, Mitte und Ende bewusst machen und diese auch den anderen Studenten vor Beginn kurz erläutern.

Der Inhalt: Nur wer das Thema seines Vortrags selbst wirklich verstanden hat, kann es auch anderen beibringen. "Viele Studenten machten sich nicht klar, dass die Kommilitonen den Stoff zum ersten Mal hören und dass man erklären muss, was einem beim Lesen selbstverständlich vorkommt", sagt Ulrich. "Da helfen Überleitungen und Beispiele, die die Theorie gut veranschaulichen."

Problemfall PowerPoint: Die meisten Räume in der Uni verfügen heute über einen Beamer. Trotzdem muss er nicht unbedingt benutzt werden. Zwar können kleine Bilder und kurze Filme den Vortrag auflockern, wahrscheinlicher ist gerade bei ungeübten Rednern aber, dass sie damit die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Thema ablenken.

"PowerPoint-Präsentationen sind eine Kunst für sich", sagt Hanseredner Detlef Krause. Nicht wenige Vortragende würden dabei sogar mit dem Rücken zum Publikum stehen und einfach nur die Stichworte auf den Folien vorlesen. "Ich rate den Studenten deshalb, gezielt auf PowerPoint zu verzichten", sagt auch Rhetoriktrainer Bollmann. Wem eine visuelle Präsentation während seines Vortrags dennoch wichtig ist, der sollte nicht zu viele Informationen auf eine Seite stellen, sondern darauf achten, dass er als Redner selbst immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bleibt.

Das Zeitmanagement: Nicht alles, was man in der Vorbereitung auf das Referat gelesen hat, ist es wert, den Kommilitonen mitgeteilt zu werden. Im Gegenteil: lieber wichtige Aspekte ausführlich behandeln, dafür Unwichtiges allenfalls anreißen. "Man muss es schaffen, das Redeprojekt in einem gewissen Rahmen zu halten", sagt Detlef Krause. Denn auch Profs sind dankbar, wenn das Referat die vorgegebene Zeit nicht endlos überschreitet.

Humor schadet nie: Zu guter Letzt - wer es schafft, in sein Referat auch mal einen Lacher einzubauen, hat die Zuhörer garantiert auf seiner Seite.

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