Ein Kommentar von Jon Christoph Berndt

Wer im Berufsleben eine schlimme Niederlage erleidet, die weiß Gott keine "Erfahrung" mehr ist, lernt sich auf einmal ganz neu kennen. Die Leidfragen: Wer hält zu mir, was lerne ich daraus, wie wird mein Leben wieder schön? Je gefestigter die Persönlichkeit, je geerdeter der Umgang mit den Mitmenschen, je feiner die Antennen des Gescheiterten, desto gestärkter geht er bald aus der Situation hervor.

Wendelin Wiedeking ist eine solche Rossnatur. Volkswagen wollte er als Chef von Porsche einmal übernehmen, und davon blieb vor allem ein Ermittlungsverfahren wegen Kursmanipulation, das nun mühsam eingestellt wurde. (Dafür gibt es jetzt ein neues - wegen des Verdachts auf Untreue.) Da ist es gut, wenn man so nahbar ist wie Wiedeking, eingebunden in ein funktionierendes Zuhause und gesegnet mit wahren Freunden: "Die wenige Zeit, die ich tatsächlich nach der Arbeit habe, möchte ich in meinem privaten Umfeld verbringen."

Zum Nachmachen schön ist das. Gefestigt, geerdet, feinantennig erscheint Wiedeking uns, auch nach der größten Niederlage. Jemand wie Hans-Olaf Henkel ist bass erstaunt: "Ich habe ihn als umgänglichen, angenehmen Menschen empfunden, der sich manchmal selbst am Ohr zupfen musste, um wirklich zu glauben, dass er das alles geschafft hat."

Dass es Leute wie Herrn Wiedeking gibt; nicht nur noch, sondern vor allen Dingen wieder! Angesichts der bewussten Wertschätzung dessen, was wirklich wichtig ist im Leben, gerät bei ihm die stolze Abfindung von Porsche zur angenehmen Nebensache. Er bleibt immer der Münsterländer Wendelin. Das erhält ihn uns so vorbildhaft. Ihm erhält es die Fähigkeit, sich nach dem Sturz schnell aufzurappeln und die Hosenbeine auszuklopfen: Weiterleben im so lebenswerten Windschatten von Familie und Freunden. Und vielleicht was machen mit sympathischen Pizza-Unternehmern in München, man wird sehen. Wer nun etwas Bewunderung verspürt, schneide sich bitte seine Scheibe Wiedeking ab. Er gibt bestimmt gern.

Im Internet unter www.human-branding.de