Ein Kommentar von Jon Christoph Berndt

Wer im Berufsleben fachlich versiert ist, der ist fein raus. Schließlich ist das eine Grundvoraussetzung dafür, so richtig zu reüssieren. Doch nur wer außerdem soziale Kompetenzen einsetzt, wird langfristig wirklich erfolgreich sein. Eine Kombination aus harten und soften Fähigkeiten ist so selten wie gut; und auf Dauer notwendig, um Krisen zu überstehen. Wenn einem andere am Zeug flicken oder die öffentliche Meinung umschlägt.

Ganzheitliche Führungsqualitäten stellen sich erst in Krisenzeiten als solche heraus. Oder eben nicht. Wer viel von der fachlichen Zutat und wenig von der sozialen hat, wird dann schnell bärbeißig und hartschalig. Bei Klaus Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, ging zum Schluss alles ganz schnell: Über zehn Jahre war er beim DIW unterwegs wie weiland Blücher durch die französischen Reihen - kompromissfrei, ohne Rückschau.

Von Verschwendung war die Rede, von wenig Anwesenheit, autokratischem Führungsstil. "Wir wollten Tabus brechen, Neues aufbauen und wenn nötig durch die Wand gehen", sagt Zimmermann von den Anfangszeiten. Das mag alles funktioniert haben, bis immer mehr Mitarbeiter und Meinungsmittler ihm die Gefolgschaft verweigerten. Gehe die Diskussion um seine Person weiter, warnte er, "kann man das Institut schließen". Nun schließt man die Akte Zimmermann, mehr nicht.

Bei Menschen in Führungspositionen dürfen wir davon ausgehen, dass sie klar und umsichtig agieren. Doch gibt es immer wieder krasse Beispiele für das Gegenteil. Aus dem Paradebeispiel Zimmermann kann jede ordentlich reflektierte Führungskraft ableiten, wie es wirklich geht mit dem langfristigen Erfolg weit oben. Das Schönste: Soziales Verhalten kann man - genauso wie fachliche Kompetenz - lernen. Dazu gehört 1. das Erkennen von Defiziten, 2. die Auswahl der richtigen Unterstützer, 3. Geduld und Stringenz bei der Weiterentwicklung. Sage nachher niemand, er habe das nicht gewusst.

www.human-branding.de