Martin Ostermayer von blau.de: Chefs sollten den Mut haben, Leute einzustellen, die besser sind als sie selbst.

Worauf sollten Firmengründer achten, die das erste Mal Mitarbeiter suchen? Auf deren Erfolge in der Vergangenheit und das eigene Bauchgefühl, rät Martin Ostermayer. Und sie sollten den Mut haben, Leute einzustellen, die besser sind als sie selbst.

Abendblatt: Als erfolgreicher Gründer sagen Sie, dass sich nur das Start-up-Unternehmen mit dem richtigen Team durchsetzt. Woran erkennt man es?

Martin Ostermayer: Wenn ich diese Frage sicher beantworten könnte, würden mir Venture-Kapitalgeber dafür ein Vermögen zahlen. Aber es stimmt: Das beste Team ist es, wonach man immer sucht. Bei der Auswahl kann ein Blick auf Ausbildung und Erfahrung helfen. Erfolge in der Vergangenheit sind oft ein Indiz für Erfolge in der Zukunft. Doch es ist keine Garantie. Menschen können sich sehr gut präsentieren und gut verkaufen. Aber man kann nicht in den Kopf schauen. Am Ende läuft es auch auf Fingerspitzengefühl, ein Bauchgefühl hinaus.

Worauf kommt es außerdem an, wenn man das richtige Team sucht?

Ostermayer: Mein Ratschlag wäre, viele Gespräche zu führen. Wichtig sind die Fragen nach dem Warum. Mich interessiert nicht nur, was die Leute in der Vergangenheit gemacht haben, sondern warum sie es taten. Wenn man die Interviewsituation in eine Art Rollenspiel bringt, kann man Kandidaten mit Themen konfrontieren, um dann zu erleben, wie sie sich auf die Situation einstellen. In unserem Unternehmen ist es so, dass alle drei Gründer die Kandidaten in Einzelgesprächen erleben und sich ein Bild machen. Jeder achtet auf ein paar andere Nuancen. Wenn wir alle drei das Gefühl haben, es passt, dann ist der Sicherheitsgrad recht hoch.

Welchen Rat geben Sie Gründern, die zum ersten Mal einstellen wollen?

Ostermayer: Man sollte immer nur Leute einstellen, die mindestens genauso gut sind, wie man selbst es ist - oder sogar noch besser. Denn je besser die Leute sind, desto besser ist es natürlich auch für das Unternehmen. Dabei ist es ein relevanter Punkt, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Wirklich wichtig ist es, Talente reinzuholen und sie gewähren zu lassen.

Das setzt aber doch von vornherein die Bereitschaft voraus, Verantwortung abzugeben und zu delegieren.

Ostermayer: Oft sind Gründer sehr ehrgeizig und stark von sich überzeugt. Das ist auch eine Gefahr, denn das kann dazu führen, dass man zu stark auf ähnliche Typen setzt, die die eigenen Überzeugungen teilen. Man braucht aber Mitarbeiter, die bereit sind, Dinge zu hinterfragen, in eine kritische Diskussion einzusteigen und damit das Unternehmen voranzubringen. Wenn man alleiniger Geschäftsführer ist, ist das noch viel wichtiger.

Gibt es eigentlich wirklich so etwas wie einen speziellen "Start-up-Spirit", der eine Gründung umspielt?

Ostermayer: In guten Start-ups gibt es den. Da hat das am Anfang schon fast Sektencharakter. Die Leute sind von einer schieren Begeisterung getrieben, bei diesem Start-up arbeiten zu dürfen. Sie sind von ihrer Firma zu 100 Prozent überzeugt und finden es toll, dort viel Zeit und Energie zu investieren.

Was, glauben Sie, können Großunternehmen von den viel kleineren Start-upFirmen lernen?

Ostermayer: Es muss eine Kultur geben, die Erfolge feiert. Dabei ist es natürlich nicht so, dass wir nur, weil wir blau heißen, auch immer blau sind (lacht). Aber Ziele, die man gemeinsam erreicht hat, muss man feiern, um den Stolz bei den Mitarbeitern zu fördern. Bei Großunternehmen wird die Arbeit von vielen Mitarbeitern nur als Job gesehen. Sie handeln nach dem Motto: Da verdiene ich meine Brötchen. Ob das Produkt ein Erfolg geworden ist, ist mir egal, solange das Unternehmen nicht gefährdet ist.