Ein Kommentar von Mark Hübner-Weinhold

Sie sterben einfach nicht aus, die ewigen Nörgler. Kollegen, für die das Glas immer halb leer ist. Die hinter jeder positiven Geste eine finstere Absicht wittern. Sie machen immer andere für die Umstände verantwortlich - den bösen Chef, die ignorante Geschäftsführung, die doofen Kollegen oder gar das Wetter. Hauptsache, sie selbst sind nicht schuld. Denn sie sind ja immer nur ein Opfer der Umstände.

Solche Typen gibt es überall. Es sind Vampire. Sie quatschen uns mit ihren Problemen voll, reden schlecht über nicht anwesende Dritte und saugen ungefragt unsere Zeit und Energie. Der Philosoph Karl Popper sagte zurecht: "Nichts aber ist verantwortungsloser als Pessimismus."

Genau das ist das Problem der Nörgler: Sie verweigern sich konsequent ihrer Verantwortung. Wer immer den Umständen die Schuld dafür gibt, was er ist, zementiert die Ohnmacht als Gestaltungsprinzip seines eigenen Lebens. Und gibt damit anderen die Macht, dieses Leben zu bestimmen - wirft ihnen das dann aber vor. Paradoxe Welt.

Ob mein Job mir Freude macht, das liegt allein in meiner Verantwortung. Ja, wir machen brutal viele Überstunden, fühlen uns ständig überfordert oder werden vielleicht sogar entlassen. Dennoch war es unsere Entscheidung, diesen Job anzunehmen. Das klingt vielleicht auf den ersten Blick zynisch, aber bei Lichte betrachtet haben wir unsere berufliche Situation selbst gewählt. Wir zahlen nur den Preis für die Konsequenzen dieser Wahl. Natürlich halten uns die Umstände - das sichere Gehalt, die Familie, die Miete, die Raten für das Auto oder Haus - davon ab, den Job einfach zu kündigen und neu anzufangen. Aber trotzdem haben wir immer die Freiheit, den Chef oder die Firma abzuwählen.

Es ist bequem, die oft diagnostizierte Arbeitsunzufriedenheit angeblich miesen Führungskräften anzuhängen. Ob ein Job mich erfüllt, ist vor allem eine Frage meiner eigenen Einstellung und meiner Entscheidung.

+++ Zum Nachlesen: Kompass +++