André Ansorg arbeitet als Wohnbereichshelfer im Seniorenpflegeheim Emilienhof. Er kümmert sich um an Demenz erkrankte Bewohner.

Helle Farben, große lichtdurchflutete Räume, keine Barrieren für die Rollstühle, gemütliche Sessel und Stühle in jeder Ecke. Ab und zu klappt eine Tür. Lachen und leise Gespräche dringen aus den Räumen und Gängen des Heims.

Im Seniorenpflegeheim Emilienhof in Hamburg-Wandsbek arbeiten rund 70 Pflegekräfte. Sie kümmern sich um die Gesundheit und den Alltag der 175 Bewohner des privaten Pflegeheims der Firma Casa Reha. Seit Sommer vergangenen Jahres ist André Ansorg hier beschäftigt. Er ist Wohnbereichshelfer.

Heute kümmert sich der 33-Jährige um eine 86-jährige an Demenz erkrankte Frau. Ein Spiele-Nachmittag steht an. "Jetzt sitzen wir hier wie ein altes Ehepaar zusammen", scherzt Ansorg und drückt dabei die Hand der grauhaarigen Frau. Beide lachen und haben Spaß. Die Stimmung im Heim ist ruhig und entspannt.

"Es bedarf eines besonderen Einfühlungsvermögens, um mit Demenz-Patienten zu kommunizieren", sagt die Heimleiterin Gabriele Sprock. "Herr Ansorg ist ein Naturtalent. Mit seinem Charme und Humor nimmt er vielen Bewohnern Ängste und Aggressionen, die durch altersbedingte Krankheiten entstehen."

Ansorg kommt aus der Musikbranche. Er hat als Tourenmanager in Berlin gearbeitet - war immer unterwegs und um das Wohl der Sänger und Musiker auf ihren Tourneen bemüht. "Eigentlich waren das ganz ähnliche Anforderungen wie heute", sagt der junge Mann und lächelt. Allerdings sei sein Arbeitsalltag in dem Seniorenheim jetzt ein völlig anderer als in seinem früheren Job. Ansorg und seine sieben Kolleginnen und Kollegen auf der Demenz-Station arbeiten im Schichtdienst.

"Einer von uns muss immer präsent sein", sagt Ansorg. Der Tag beginnt mit Waschen und Frühstücken. "Morgens ist am meisten zu tun", erzählt Ansorg. Anschließend werden Veranstaltungen wie Gedächtnistraining und Handgymnastik angeboten. Nachmittags stehen die einzelnen Bewohner im Vordergrund. Zur beruflichen Routine gehören auch Gespräche mit Angehörigen, Therapeuten und Ärzten und natürlich Teambesprechungen. Frühschicht, Spätschicht, Nachtschicht, Wochenenddienst - Aufgaben, die die Pfleger physisch und psychisch immer wieder aufs Neue herausfordern.

André Ansorg kam 2010 der Liebe wegen nach Hamburg und suchte einen festen Job. Er hatte das Leben aus dem Koffer satt und wollte Beständigkeit. Die Suche über das Arbeitsamt blieb erfolglos. Im Internet fand er eine Stellenausschreibung der Firma Casa Reha: "Suchen Pflegekräfte für neues Seniorenheim in Wandsbek. Gelernte und ungelernte Kräfte." Ansorg bewarb sich. Er hatte zwar Erfahrungen bei der Pflege seiner Großeltern gemacht, ansonsten aber keinerlei Vorkenntnisse. Die Heimleiterin schlug Ansorg daher einen Probearbeitstag vor.

"Es zeigt sich sehr schnell, ob jemand Berührungsängste zum Beispiel beim Waschen unserer Bewohner hat", sagt Sprock. Bei ihrem "Neuen" hatte sie "vom ersten Augenblick einen positiven Eindruck". Soziale Kompetenz, also Kommunikation sowohl mit den Bewohnern als auch mit den Kollegen, ist für den Pflegeberuf wichtig.

Der 40-Wochenstunden-Job ist anspruchsvoll und fordert zudem Authentizität. Sprock: "Bei einem Pfleger laufen alle Fäden zusammen. Er ist nah an den Bewohnern und deren Angehörigen dran und ebenso verantwortlich dafür, die Qualitätsansprüche der Heimleitung und der Pflegekassen zu erfüllen." Administration gehört auch zum Job. So muss Ansorg für jeden seiner Bewohner eine detaillierte Pflegedokumentation schreiben.

Kann man in einem Heim Karriere machen? Ja. Ansorg möchte eine dreijährige Ausbildung zum examinierten Altenpfleger machen. Seine Vorgesetzte unterstützt ihn bei seinen Plänen, gleichzeitig aber möchte sie nur ungern auf seine Arbeitskraft verzichten: Denn Personal ist schon jetzt knapp. Sprock will in diesem Jahr noch mindestens 30 Pflegekräfte einstellen. Denn sobald weitere Bewohner einziehen, werden zusätzliche Kräfte benötigt.

Will Ansorg nach seiner Ausbildung zurückkommen? "Auf jeden Fall", sagt er. "Ich freue mich jeden Tag auf meinen Job. Ehrlich gesagt hätte ich das vor einem Jahr nicht gedacht. Doch von älteren Menschen hört man sehr oft das Wort Danke oder bekommt ein Lächeln geschenkt."