Regina Dieck zeigt Kindern und Erwachsenen die Natur.

Hamburg. Wie fühlt sich ein Blatt an und wie eine Birkenrinde? Was sind Galloways, und was unterscheidet Heidschnucken von Bentheimer Landschafen? Welche Spuren hinterlassen Wild- und Weidetiere? Diese und viele andere spannende Fragen beantwortet Regina Dieck bei ihren Exkursionen mit Kindern im Naturschutzgebiet Höltigbaum.

"Natur erfahren mit allen Sinnen" ist das Motto. Denn das komplexe Wissen, wie Natur funktioniert und weshalb Landschaftspflege wichtig ist, gehe zunehmend verloren, sagt die 49-Jährige. Wenn Regina Dieck mit 15 Vierjährigen oder Schulklassen mit bis zu 30 Kindern drei Stunden lang im Freien unterwegs ist, verfolgt die Umweltpädagogin zwar ihr vorbereitetes Konzept, muss aber immer auf die jeweilige Situation und die Wünsche und Fragen in der Gruppe flexibel reagieren.

"Ich muss auch erfühlen, ob die Gruppe gerade etwas Ruhe braucht oder mehr Informationen. Für den Beruf sind Empathie und Kreativität sehr wichtig", sagt Regina Dieck. Sie spricht mit Begeisterung von ihren Aufgaben. Dieck ist Landwirtin und Diplom-Agrarwissenschaftlerin und absolvierte vor 18 Jahren eine Weiterbildung zur teilnehmerorientierten Erwachsenenbildung.

In Hamburg arbeiten rund 50 Umweltpädagogen, acht von ihnen am Höltigbaum. Die meisten ihrer Kollegen haben ein naturwissenschaftliches Studium wie Biologie absolviert und sind Autodidakten. Regina Dieck ist seit 15 Jahren selbstständige Umweltpädagogin und hat sich auf Fortbildungs- und Praxisseminare spezialisiert.

Seit drei Jahren managt sie im "Haus der Wilden Weiden" für Weidelandschaften e.V. den gesamten Bildungsbereich. Ihr Job besteht zu je einem Drittel aus Exkursionen ins Gelände, aus Verwaltungsarbeit und dem Erarbeiten von Konzepten. Denn zur ihrer Tätigkeit gehört auch die Frage, mit welchen Methoden man mit Kindern im Freiland arbeiten kann. Dafür entwickelt sie Themen wie zum Beispiel "Vom Schaf zur Wolle", "Warum brauchen wir Naturschutz" oder "Mit Stein und Erde kreativ sein".

Für die Kinder bergen die Begegnungen mit Tieren und der Natur völlig neue Erfahrungen. "Gerade viele Stadtkinder haben noch nie einem Schaf gegenübergestanden. Einige haben zunächst Angst", sagt Dieck. Ganz wichtig seien die sinnlichen Eindrücke in der Natur, etwa das Anfassen. Es gehe dabei jedoch nicht um Einzelerlebisse, sondern um vernetztes Denken.

"Wenn wir die Rinde eines Apfelbaumes anfassen, erforschen wir gleichzeitig, welche Tiere und Insekten am Baum leben", sagt Regina Dieck. Während die kleinen Kinder Spuren der Tiere auf der Weide ergründen und Schlüsselanhänger aus Filz basteln, geht es bei älteren Kindern und Erwachsenen um Zusammenhänge von Naturschutz und Landschaftspflege.

So sei ein ausgewogenes Verhältnis von Wald und offenen Flächen wichtig, damit sich seltene Vogel- und Schmetterlingsarten ansiedeln können. "Hohe Insektenpopulationen, die durch Kuhdung gefördert werden, sind wiederum Nahrung für seltene Vogel und Fledermausarten", sagt die Umweltpädagogin, die vier Jahre lang Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Natur und Umwelt (ANU) war. "Der Beruf wird immer wichtiger für die außerschulische Bildung, aber leider wird er zu wenig wertgeschätzt." Es gibt kein klares Berufsbild, die Ausbildung ist nicht geregelt.