Unternehmer Jörg Knoblauch rät auch im Aufschwung dazu, seinen Arbeitsplatz mit Selbst-Marketing zu sichern

Die Wirtschaftskrise scheint überwunden, die Arbeitslosenzahlen sinken. Doch kein Aufschwung ohne Fusionen, Firmenübernahmen oder weitere Automatisierung - und das kostet Arbeitsplätze. Jörg Knoblauch, Unternehmer, Redner und Berater, möchte Mitarbeiter animieren, sich gerade jetzt für die Sicherheit ihres Jobs zu engagieren.

Abendblatt:

Die augenblickliche Arbeitsmarktsituation sieht doch recht günstig aus, warum sollten Arbeitnehmer sich die Mühe machen, ihre Arbeitshaltung zu hinterfragen oder sich gar zu ändern?

Jörg Knoblauch:

Es ist richtig, eben hatten wir noch eine Krise, jetzt einen konjunkturellen Aufschwung. Doch es ist nicht jeder Arbeitsplatz sicher, nicht in jeder Berufssparte werden Arbeitnehmer gesucht. Vor allem aber werden Unternehmer zunehmend kritisch.

Kritisch? Wie meinen Sie das?

Knoblauch:

Gerade mittelständische Chefs denken zunehmend in der A-B-C-Kategorie. Jeder Chef weiß, dass er gute und weniger gute Mitarbeiter hat. Aber welch enorme Spanne zwischen A und C liegt, wird erst langsam deutlich. Ein A-Mitarbeiter verzaubert Kunden, ist Innovationsträger und somit als Mitarbeiter eigentlich immer unterbezahlt. C-Mitarbeiter hingegen sind selbst umsonst noch zu teuer, weil sie dem Unternehmen Kraft entziehen, Kunden verärgern und generell Störfaktoren sind.

Wie stehen für C-Mitarbeiter die Chancen, das Ruder herumzureißen und in die Kategorien B und A aufzusteigen?

Knoblauch:

Für C sieht es nicht sehr günstig aus. Wir gehen von zehn, vielleicht 15 Prozent aus, die es von C zu B schaffen, mehr nicht. Von B zu A sieht es besser aus, da sind 30 Prozent möglich. Wenn unterstützende Maßnahmen seitens des Arbeitgebers ergriffen werden, etwa Veränderung am Arbeitsplatz oder Leistungs- und Motivationsanreize, kann die Quote auf 60 Prozent steigen.

Was kann ich als Arbeitnehmer tun?

Knoblauch:

Der erste Schritt ist die Selbstanalyse. Arbeitnehmer sollten sich die Frage stellen: Was hat mein Chef davon, dass es mich gibt? Hilfreich sind dabei Gespräche im Kollegen- und Freundeskreis, ganz klassisch à la: Wo liegen meine Stärken, Schwächen, was lässt sich ausbauen, abbauen? Parallel dazu gilt es, die Jobsituation zu analysieren: Wo kann ich ansetzen? Nach der Analyse folgt die Entwicklung. Dafür brauchen Sie Ziele: Wo will ich in fünf oder zehn Jahren stehen? Denn wer für sich persönlich keine Zukunftsperspektive hat, kann auch keine für das Unternehmen haben. Es gilt also, ein Zielfoto des eigenen Traumjobs zu entwerfen und Schritt für Schritt darauf hinzuarbeiten. Dazu nehmen Sie ein Blatt Papier und notieren Verbesserungsvorschläge. Es sollten zwei bis drei Vorschläge sein, die Sie unentbehrlich machen. Oder, um es auf die Spitze zu treiben: Wenn nur noch ein Arbeitsplatz übrig bleibt, muss das Ihrer sein!

Wie steht es um einen C-Kandidaten, der vielleicht schon eine oder zwei Abmahnungen kassiert hat?

Knoblauch:

Zwei Abmahnungen schreien nach einem Gespräch. In dieses Gespräch gehe ich mit Geld in der Hand, seine Abfindung liegt in einem Umschlag bereit. Ich frage ihn nun: "My way or Highway" - möchte er den Weg der Firma weitergehen oder sich eine alternative Straße suchen? Der Mitarbeiter muss diese Frage nicht sofort beantworten, er kann sich Zeit nehmen. Doch wenn er sich für "My way" entscheidet, erwarte ich mindestens drei substanzielle Absichtserklärungen für den Weg hin zu einem B-Mitarbeiter.

Was können Mitarbeiter tun, deren Arbeitsplatz durch eine Fusion oder gar eine mögliche Insolvenz bedroht ist?

Knoblauch:

Steht eine Fusion an, gilt es, das Gespräch mit Vorgesetzten zu suchen. Jetzt hilft keine Vogel-Strauß-Taktik, sondern nur, in die Offensive zu gehen und mit einer Liste vergangener wie zukünftiger Verbesserungsvorschläge aufzuzeigen: Aus diesem Grunde bin ich ein unentbehrlicher Mitarbeiter! Dieses Engagement kann durchaus zu einem Motivationsschub bei Kollegen und auch in der Führungsetage führen. Ob damit die Firma gerettet werden kann, ist eine ganz andere Frage, aber häufig gilt schlicht auch: Wird das Unternehmen verkauft, stellt sich die Frage, wer ist in Zukunft dabei?

Nicht jeder kann aus eigener Kraft in den Turbogang umschalten oder sich überhaupt selbst analysieren ...

Knoblauch:

Wem Selbstanalyse nicht liegt, kann sich Hilfe holen. Per Lektüre oder persönlich. Das Coaching-Angebot ist riesig, da ist für jeden Typ und jeden Geldbeutel etwas dabei. Und eines ist sicher, Reflexion ist trainierbar: Wo stehe ich, wo will ich hin, was lässt sich verbessern - mit einiger Übung wird der Blick für diese Fragen sensibilisiert und die Kreativität angeregt."

Video: Mit Störungen umgehen