So finden kleine Firmen und Selbstständige den passenden Mitarbeiter

Hamburg. Sie brauchen einen Mitarbeiter? Haben aber weder große Erfahrung in der Personalauswahl, noch eine Personalabteilung, die für Sie sucht? In dieser Serie gehen wir mit Ihnen Schritt für Schritt durch den Auswahlprozess. Los geht's mit der Bewerberansprache.

"Das große Manko bei Stellenbesetzungen ist: Die Leute wissen oft gar nicht genau, was sie suchen", sagt Malte C. Dönselmann, Inhaber der MCD Personal- und Unternehmensberatung in Hamburg. Einfach mal ein Jobinserat aufgeben? Das braucht gute Vorbereitung. "Ich empfehle, erst zu überlegen, welche Anforderungen die Position mit sich bringt", sagt Dönselmann.

Dabei geht es nicht nur um offensichtliche Qualitäten wie Berufs- oder Hochschulabschluss, Branchenwissen oder rhetorische Fähigkeiten. Der Gesuchte soll ein Team führen - ja, aber wie ist dieses Team? Ist es einen kooperativen Stil gewöhnt? Braucht es viel Anleitung? Jemanden, der durchgreift? "Wenn man eine Position sehr eng ausschreibt, melden sich zwar weniger Kandidaten, aber die passen dann umso genauer", sagt Dönselmann. Vor allem die Überschrift einer Anzeige sei wichtig. "Ein Vertriebsleiter wird gesucht? Wofür? Ein Marketingleiter? Wofür? Wenn die Headline nicht stimmt, melden sich zu wenige - oder die falschen."

Weitere Elemente der Anzeige sind die Beschreibung des Unternehmens, das erwünschte Profil des Kandidaten und Infos zu seinen künftigen Aufgaben. Ob mit Aufzählungszeichen oder im Fließtext, ist Geschmackssache. Am besten, der Inserent fragt sich: Wäre ich der Idealkandidat, würde ich mich von dieser Anzeige - auch emotional - angesprochen fühlen? Wirkt der Arbeitgeber hinter der Annonce attraktiv auf mich? "Sage, was du willst, und du bekommst, was du suchst", bringt es der Hamburger Personalberater Olaf Sobotzke auf eine Formel.

Steht das Stellenprofil, geht es daran, das richtige Medium für die Bewerbersuche auszumachen. ",Wo finde ich die Leute, die ich brauche?' sollte hier die leitende Frage sein", sagt Sobotzke. "Wie würde derjenige suchen?"

Die gängigsten Wege sind Anzeigen in Zeitungen und Jobbörsen. In manchen Branchen veröffentlichen auch Berufsverbände Offerten auf ihren Internetseiten, oder es können sich fachbezogene Jobmessen eignen. Auch eine Option: unter Mitarbeitern und Bekannten die Nachricht zu streuen, dass man sucht. "Auch Xing funktioniert", sagt Berater Dönselmann. "Wenn man dort ein Netzwerk hat." Und nicht zuletzt sind die Arbeitsagentur und private Vermittler mögliche Suchhilfen - die Privaten kostenpflichtig.

"Sachbearbeiter würde ich eher auf lokaler Ebene suchen", rät Malte C. Dönselmann. "Ist Nischenwissen gefragt, suche ich in der größeren Region, nach Führungskräften bundesweit."

"Man sollte Bewerbern ermöglichen, sich in jeder Form zu bewerben - postalisch, online und telefonisch", sagt Olaf Sobotzke. "Die Form der Kontaktaufnahme ist egal - es geht darum, hohen Zuspruch zu schaffen." Von den Bewerberpools der Online-Jobbörsen hält der Berater nicht viel: "Die Recherche dort macht viel Arbeit und bringt wenig Ergebnisse." Wer sich dort einträgt, sei oft noch in festem Arbeitsverhältnis und suche eher Vergleichsangebote, um seine Position zu beurteilen. "Viele dort sind gar nicht konkret und ernsthaft an einem Wechsel interessiert."

Lesen Sie nächste Woche: Teil 2 - Behandeln Sie Ihre Bewerber gut, und treffen Sie eine Vorauswahl

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