Hochschulabsolventen, die einen Platz ergattern, brauchen sich um ihre berufliche Zukunft keine Sorgen zu machen

Hamburg. In der Eifel wurde es ernst. Eine Woche lang versammelten sich mehrere Telekom-Trainees in einem abgelegenen Hotel, um abseits vom Arbeitsalltag extreme Situationen zu testen. Täglich riefen Topmanager des Konzerns an, die mit kniffligen, teilweise unlösbaren Aufgaben die Belastbarkeit der angehenden Führungskräfte auf die Probe stellen wollten. "Da bin ich manchmal an meine Grenze gestoßen", sagt Caglar Bilgin, der sein Traineeprogramm im Sommer abgeschlossen hat.

Welche Auswirkungen solch ein Druck auf ihn hat und wie er in dieser Situation Kollegen führen würde, das konnte Bilgin in den Tagen lernen. Personalberater und Psychologen standen bereit, um den Teilnehmern Rüstzeug mit auf den Weg zu geben.

Erfahrungen wie diese gehörten für Bilgin zu den Höhepunkten seiner Ausbildung. 15 Monate lang durchlief der 27-Jährige fünf Stationen, war unter anderem drei Monate bei T-Mobile in Seattle. Bei Kaminabenden mit den Vorständen erfuhren die Trainees zudem hautnah, wie der Konzern und seine Macher ticken. Dafür nahm sich selbst Telekom-Boss Obermann Zeit.

Unternehmen sichten mehrere Hundert Bewerbungen für einen Traineeplatz

Wer einen der begehrten Traineeplätze ergattern möchte, braucht außer einer guten Vita auch Glück. Bei der Telekom rangen in Bilgins Jahrgang 4400 Bewerber um 50 Stellen. Bei Bayer melden sich jährlich 2000 Absolventen, nur 25 bis 30 von ihnen können dann tatsächlich in Deutschland beginnen. Noch größer ist der Run beim Sportartikelriesen Adidas. "Pro Platz sichten wir zwischen 300 und 800 Bewerbungen", sagt Jela Götting, Leiterin der Nachwuchsprogramme.

Aber gerade mal 20 Trainees konnten 2010 in einem der Bereiche Marketing, Verkauf, Finanzen, Personal oder auch IT erste Berufserfahrungen sammeln. Zum Zuge kämen vor allem Hochschulabsolventen mit einem sehr guten Abschluss, Praktika im angestrebten Bereich, internationalen Erfahrungen durch Studienaufenthalte sowie sehr guten Englischkenntnissen.

Festgelegt auf Betriebswirte oder Juristen sind die Konzerne nicht. So stellt die Deutsche Bank auch Geistes- und Sozialwissenschaftler mit Finanzaffinität ein. Auch bei der Deutschen Telekom heißt es: "Die belegten Studienfächer sind eher zweitrangig." Um ihren Nachwuchs gezielt auf spätere Aufgaben vorzubereiten, bieten immer mehr Unternehmen maßgeschneiderte Traineeships an. "Die Trainees sollten beim Einstieg bereits eine Vorstellung davon haben, in welchem Bereich sie arbeiten wollen", sagt Kristina Flügel, Leiterin Personalberatung Deutschland bei der Deutschen Bank. Nach Abschluss des auf Positionen ausgelegten Programms sollten die jungen Akademiker dann vom ersten Tag an ihre neue Position voll ausfüllen können.

Auch beim Technologiekonzern Siemens werden die jährlich rund 100 Absolventen ganz gezielt auf Führungsaufgaben in den Bereichen Finanzen, IT und General Management vorbereitet. Wie Siemens gewährt auch die Telekom ihren Teilnehmern dabei Mitspracherecht. "Unser Programm können die Trainees selbst gestalten", sagt Torsten Bittlingmaier, der das Talent-Management im Konzern leitet. Festgelegt wird nur die erste Station. Im Anschluss suchen sich die Trainees die Bereiche selbst aus, knüpfen dabei bereits ein wertvolles Netzwerk, das auch bei der späteren Karriere hilfreich sein dürfte. Auch bei der Organisation des dreimonatigen Auslandsaufenthaltes sind sie selbst gefordert.

Die Mehrheit der jungen Akademiker wird anschließend auch übernommen

Nach 15 bis 24 Monaten enden bei den meisten Konzernen die Traineeships, werden manchmal auch vorzeitig abgebrochen, wenn ein Trainee ideal auf eine offene Stelle passt. Über die Zeit danach müssen sich die Absolventen meist keine Sorgen machen. Die Mehrheit wird übernommen, heißt es bei Bayer, Adidas, Telekom oder auch Deutscher Bank. Meist bekommen die Trainees schon bei ihrer Einstellung einen unbefristeten Vertrag. Während der Ausbildung stellen viele Arbeitgeber den Einsteigern Mentoren zur Seite, die mit fachlichen und persönlichen Tipps den Start in den Beruf und das Unternehmen erleichtern sollen.

Anders als die Mehrheit der DAX-Konzerne setzt der Softwareriese SAP ausschließlich auf den Direkteinstieg in einer Abteilung. Einen Weg, für den sich auch die großen Beratungsunternehmen entschieden haben. Bei der Boston Consulting Group (BCG) etwa werden Hochschulabsolventen bei einem zweiwöchigen Training mit der Arbeitsweise, den wichtigsten Methoden und Instrumenten vertraut gemacht und dann sofort einem Projekt zugeteilt.

McKinsey bietet Master-, Diplom- und Magisterabsolventen ein dreijähriges Fellowprogramm an, bei dem sich die Teilnehmer im dritten Jahr freistellen lassen können, um bei voller Bezahlung einen MBA zu machen oder auch zu promovieren.