Eine Fabel von Andrea Gensel

Aus den Firmen hörte man kaum laute Stimmen. Nur leise das Surren der Hamsterräder, in denen sie liefen und liefen und liefen. Ohne Pause. Angst vor Hartz IV oder dem Gang zum Amt. Der Burnout wurde geboren, statt Kinder. Statt Nachwuchskräfte. Alle laufen, solange es geht. Ob Führungskraft, ob Mitarbeiter. Fast bis zum Tod. Doch dann ...!

Plötzlich, leise, klopft die Realität an und flüstert etwas vom Wandel zum Arbeitnehmermarkt. Das Rad hält an, das Surren verstummt. Sie springen raus, einfach so. Es ist ganz leicht. Sie haben verstanden. Ihren Wert erkannt. Fachkräftemangel heißt der Retter in der Not. "Wir sind gemeint. Wir werden gesucht im ganzen Land." Sie sprachen darüber untereinander. Überall. Erst ging einer, dann zwei, dann drei, dann vier und plötzlich stand die Pleite vor der Tür. Dahinter der Chef. Er öffnet, und sie tritt ein. Zumindest ist er jetzt nicht allein. So weit die Geschichte.

Ein Firmenchef, der nicht verstanden hat, dass der Unternehmenserfolg von Leistung, Gesundheit und Einsatzbereitschaft seiner Mitarbeiter abhängt, hat nicht nur schwere Zeiten vor sich, sondern gefährdet das Fortbestehen seines Unternehmens.

Der Wandel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt wird Beschäftigten immer bewusster. Er wird sie abwandern und fordern lassen: mehr Gehalt, humanere Arbeitszeiten, erreichbare Ziele, wertschätzende Führung. Während sich große Unternehmen landes- oder weltweit als Marke positionieren, wird es für kleinere und mittlere Unternehmen wichtiger, sich vor allem lokal oder regional einen Namen zu machen und Mitarbeiterbindungsstrategien zu entwickeln.

In diesem Zusammenhang müssen auch die Etats für die Personalentwicklung und das betriebliche Gesundheitsmanagement überdacht und möglicherweise aufgestockt werden. Mitarbeiterbindung ist günstiger als Mitarbeiterrekrutierung. Diese Kostenkluft wird noch gewaltiger werden als bisher. Wer jetzt nicht vorsorgt, sorgt sich später.

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